AV-Boliden Check 2012 (Seite 2)
AV-Boliden Check 2012 (Teil 2/4) - Pioneer SC-LX86 und Yamaha RX-A3020
Autor: Carsten Rampacher, AREADVD, exklusiv für HIFI-REGLER, 05.10.2012
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Nachdem wir Ihnen in Teil 1 unseres Boliden-Checks 2012 unsere Test-Eindrücke zum Onkyo TX-NR5010 und zum Pioneer SC-LX 86 vorgestellt haben, erfolgt hier die Fortsetzung zum Pioneer-AV-Receiver. Außerdem erfahren Sie etwas zum entsprechenden Top-AV-Receiver von Yamaha, dem RX-A 3020. In Teil 3 stellen wir Ihnen dann unsere Test-Ergebnisse zum Denon AVR-3313 vor. Dem Denon AVR-4520 wollen wir uns dann in einem geplanten 4-ten Teil widmen, sobald uns ein Testgerät zur Verfügung steht.
Wie schlägt sich der Pioneer in der Praxis? Die klare Antwort – ausgezeichnet. Für 2699 EUR wird hier ein außergewöhnlich kraftvoller AV-Receiver offeriert, der nicht ganz so neutral wie der Onkyo TX-NR5010 klingt, dafür etwas voller und nachdrücklicher antritt. Enorm verbessert gegenüber früheren Pioneer AV-Receivern zeigt sich die Feindynamik, auch die Musikalität, selbst im Stereobetrieb, ist nun überragend. Der Pioneer macht einfach Freude, und zwar nicht nur durch die Leistungsreserven der digitalen Endstufen, sondern auch durch die tolle Räumlichkeit und den üppigen, gleichzeitig aber wohl ausbalancierten Klang. Exzellent arbeitet MCACC als Einmess- und Room EQ-System: Ohne die Lautsprecher unschön zu „beschneiden“, eliminiert der große Pioneer gekonnt ungewollte Auswirkungen des Hörraums. Top – es gibt gleich mehrere Speicherplätze für User-Justagen. Die Nachbearbeitungsmöglichkeiten von MCACC sind für den akustisch sehr versierten Anwender ein Traum. Sehr gut arbeitet auch die Video-Abteilung, die sauber und scharf besonders bei Filmmaterial 576
Multimedia holt der SC-LX86 groß aus: DLNA 1.5 Zertifikat, exzellentes HiRes-Streaming, tolle App (Apple iOS-App auch fürs iPad), Steuerung über Browser im PC (einfach Internetadresse des SC-LX86, über Status abzurufen, in die Adresszeile des Browsers eingeben), interaktive Bedienungsanleitung, störungsfreie Internet Radio-Funktion – es fehlt aber die große Anzahl onlinebasierter Musikdienste, wie sie der Onkyo TX-NR5010 mitbringt. Spotify und AUPEO beispielsweise unterstützt der Pioneer derzeit nicht.
Insgesamt stellt der Pioneer SC-LX86 ein harmonisches, edles und nicht zu teuer bezahltes Gesamtkonzept dar. Er hat eine überragende Ausstattung und beeindruckt mit tollem, reichhaltigem und lebendigem Klang. Im Vergleich zum Onkyo klingt er nicht ganz so neutral, auch bringt der Onkyo TX-NR5010 noch mehr Videoeinstellparameter und mehr HDMI-Eingänge sowie einen besonders noblen inneren Aufbau mit. Der Pioneer kontert mit DSP-Kompatibilität, USB-DAC und besserem Einmesssystem.
Yamaha RX-A 3020
Der Yamaha ist mit 2099 EUR deutlich preiswerter als Onkyo und Pioneer, bringt aber genauso wie die beiden teureren Konkurrenten satte neun Endstufen mit. Mit neu entwickeltem Mikrophon für das Einmesssystem YPAO (Einmessen ebenso wie bei den Audyssey-Konkurrenten an bis zu 8 Hörpositionen möglich, bei Pioneer nur drei), das sogar mit Lautsprecher-Winkelmessung ausgestattet ist, überarbeiteter Audiosektion, AirPlay (haben alle Konkurrenten außer Onkyo) sowie Hochrechnung von Videosignalen auf bis zu 4K präsentiert sich der RX-A3020 in ausgezeichneter Verfassung. Besonderes Kennzeichen der AVENTAGE-Modelle ist der fünfte Standfuß unter dem Gerät, dieser sorgt für noch weniger Vibrationen und externe Einstreuungen.
Typisch Yamaha, kann der tadellos verarbeitete AV-Receiver in titanfarbener ider schwarzer Version bestellt werden. Mit üppigen 230 Watt (4 Ohm, 1 kHz, 0,9 % Klirrfaktor) pro Kanal kann der RX-A3020 auch im großen Hörraum Verwendung finden. Wer diese enorme Spitzenleistung nicht benötigt, kann den Eco-Modus aktivieren, dieser dreht die maximale Leistung der Endstufen zurück, dafür kann man dann bis zu 20 Prozent Strom sparen.
Mit gleich acht HDMI-Eingängen (sieben hinten, einer vorn) und zwei HDMI-Ausgängen ist der RX-A3020 üppiger bestückt als der Pioneer SC-LX86 . Das Besondere an den beiden HDMI-Ausgängen: Einer davon ist, wie auch beim Pioneer SC-LX86, auch in einer weiteren Hörzone einzusetzen. Übrigens - sogar der HDMI-Support für Zone 2 ist mittels der überarbeiteten Yamaha AV Controller App zu steuern, die für Android- und Apple iOS-Geräte mit aufwändiger grafischer Aufmachung zur Verfügung steht. Insgesamt unterstützt der RX-A3020 bis zu vier (!) Hörzonen. Die restliche Anschlussbestückung umfasst auch optische sowie koaxiale konventionelle Digitaleingänge und eine Vielzahl an analogen Komponenteneingängen. Natürlich gibt es auch zwei USB-Terminals, eines hinten, eines vorne.
Die Menüs sind, hat man das System durchschaut, immer gleich aufgebaut, die hochwertige Fernbedienung ist zwar ziemlich groß und schwer, erlaubt aber eine komfortable Steuerung.
Immer beliebter werden Netzwerkfunktionen . Die Internet Radio Funktion basiert auf der kostenlosen Plattform vTuner, auch hier überzeugt der Yamaha mit problemlosem Betrieb und kurzen Zeiten fürs Buffering der angeforderten Streams. Weitere Dienste wie Spotify, Napster oder AUPEO! finden sich derzeit nicht im Aussstattungsumfang, Yamaha möchte hier aber bald nachbessern .
Das Streaming von Audiodateien funktioniert problemlos. Derzeit bei Musik-Liebhabern im Trend liegende FLACs in 96 kHz/24-Bit werden per Streaming oder USB verarbeitet. 192 kHz/24-Bit-Files nimmt der Yamaha über USB nicht entgegen, gar nicht verarbeitet wird DSD – hier ist Pioneer der einzige Anbieter, der DSD-Support offeriert.
Der RX-A3020 wäre kein echter Yamaha AVR, befände sich nicht neueste DSP-Technik auf den solide aufgebauten Platinen. Die verschiedenen DSP-Programme für Musik, TV- und Filmmaterial basieren auf tatsächlich existierenden Räumlichkeiten und wurden von Technikern exakt akustisch vermessen. Die Resultate bilden dann die Basis fürs entsprechende DSP. Je nach DSP-Programm stehen dann noch unterschiedliche Einstellmöglichkeiten für die individuelle Anpassung zur Verfügung.
Die Konfiguration läuft einfach ab, YPAO misst die Lautsprecher-Basisparameter ein und führt anschließend ein Room-Equalizing durch. Sogar eine Messung des Lautsprecherwinkels ist möglich, das entsprechende Werkzeug dazu ist im Lieferumfang enthalten. Dieses Feature bietet derzeit nur Yamaha.
Klanglich verwöhnt der RX-A3020 mit einer außergewöhnlich dynamischen Auslegung und straffem Bass. Es gibt AV-Receiver, die noch mehr Fundament und Volumen bereit stellen – der Yamaha legt eher Wert auf Präzision und glasklare Authentizität, er verfolgt hier eine Auslegung, die der des Onkyo TX-NR5010 nicht unähnlich ist. Die Feindynamik ist für seine Preisliga ausgezeichnet, dies betrifft den Mehrkanal- und den Stereobetrieb. Hier kann er beinahe zum deutlich teureren Pioneer SC-LX86 aufschließen, beide halten etwas Respektabstand zum Onkyo TX-NR5010.
Hervorragend ist der im Bassbereich bereit gestellte Tiefgang. Durch die hohe Pegelfestigkeit kann man auch über längere Zeit beachtliche Lautstärken fahren. Dabei erwärmt sich der RX-A3020 zwar, was auch völlig normal ist, diese Erwärmung nimmt aber nie bedrohliche Ausmaße an. Im Testbetrieb hat sich der Yamaha nie abgeschaltet wegen Überlastung. Bei der Pegelfestigkeit muss er aber den Pioneer SC-LX86 im großen Hörraum ziehen lassen.
Die Videosektion offeriert bei der Upconversion von 576i Filmmaterial auf 1080p ein Leistungspotential, welches dem des Pioneer SC-LX86 in Nichts nachsteht. Bei Videomaterial allerdings fällt der Yamaha etwas hinter Onkyo und Pioneer zurück. Auch der Yamaha bietet, wie die Konkurrenten, einen Video-EQ , dieser hat sogar sechs (!) Speicherplätze.
Bilanzierend präsentiert sich der RX-A3020 als hoch attraktiver AV-Receiver, der insbesondere mit seiner üppigen Ausstattung und dem feinen, differenzieren Klang auftrumpfen kann. Nach wie vor unerreicht sind die erstklassigen DSP-Programme.
Denon AVR-3313
Mit lediglich 1299 EUR – so viel kostet der Denon AVR-3313 – beginnt schon der Einstieg in klangstarke Welten. In Schwarz oder Premium Silber erhältlich, zeigt der preiswerte Denon kaum Ausstattungsdefizite im Vergleich zur deutlich teureren Konkurrenz: Auch der 3313 kann niedriger auflösende Videosignale auf bis zu 4K hochrechnen, er hat gleich drei HDMI-Ausgänge, bietet einen hochwertigen Video-EQ, volle App-Steuerung, Streaming-Möglichkeiten, Internet Radio, WAV + FLAC-Dateien bis 192 kHz/24-Bit, Last.fm, Flickr, Streaming für jpg-Bilder und AirPlay. Damit schon der „Beginn einer langen Freundschaft“ positiv verläuft, hält der AVR-3313 einen Erstinstallations-Assistenten in sieben Sprachen parat, der Schritt für Schritt durch die Erstinstallation führt.
Herausragendes Feature des AVR-3313 ist Denon Link HD: Zusammen mit einem entsprechenden Denon Zuspieler (DBT-3313UD) arbeitet der AV-Receiver als einzig taktbestimmende Masterclock, zusätzlich zur HDMI-Verbindung wird ein Koaxkabel für den Takt vom BD Universalplayer zum AV-Receiver gelegt. Geeignet für alle Tonformate, reduziert Denon Link HD Zeitlauffehler (Jitter) auf ein Minimum und steiger Impuls- und Detailtreue, vor allem bei Musik sehr wichtig.
Im Vergleich gerade zu Pioneer und Onkyo ist der AVR-3313 innen natürlich etwas schlichter aufgebaut – für den niedrigen Kaufpreis aber ist das Gebotene zweifelsohne ausgezeichnet. Sehr einfach ist die Handhabung, rasch ist dank des Installations-Assistenten die Erstkonfiguration abgeschlossen. Mit sieben HDMI-Eingängen und drei Ausgängen ist die Bestückung des preiswerten Denon ebenso gut wie die des Pioneer SC-LX86.
Multimedial zeigt sich der Denon talentiert, als einziger AVR aus dem Testfeld streamt er auch Bilddateien. Auch ihn kann man direkt über den PC steuern. AirPlay funktioniert tadellos, genauso wie bei Yamaha und Pioneer.
Klanglich entpuppt sich der AVR-3313 als harmonischer, kräftiger und dynamischer Vertreter seiner Art. Mit ihm kann man nichts „falsch“ machen: Der räumliche, homogene Klang sorgt an vielen Lautsprechersets ebenso für Freude wie die gekonnte Stimmwiedergabe. Unterschiede finden sich natürlich zu den teureren Konkurrenten. Die Feindynamik ist nicht ganz so ausgeprägt, hier merkt man dann doch, dass der 3313 preiswerter ist. Dafür stellt der günstige AVR auch nicht ganz so hohe Ansprüche an die angeschlossenen Boxen, als dies gerade beim Onkyo TX-NR5010 der Fall ist.
Die Videosektion arbeitet sehr gut, in seiner Preisklasse setzt der Denon sogar aktuell die Akzente. Ganz so viel Bildstabilität wie bei den teureren Konkurrenten kann man bei der Hochrechnung von Filmmaterial aber nicht erwarten. Bei Videomaterial schließt er jedoch fast zum Yamaha RX-A3020 auf. Beide lassen eine Lücke zum Pioneer, insbesondere aber zum videoseitig sehr ausgewogenen Onkyo TX-NR5010.
Bilanzierend ist der Denon der Preis-/Leistungs-Tipp in diesem Konkurrenzumfeld, sicherlich nicht ganz so geschliffen wie die teureren Kontrahenten, dafür hoch modern ausgestattet und enorm harmonisch klingend. Nicht vergessen werden darf: Optisch ist der Denon mit seinem bildschönen Design gerade in Premium Silber eine Klasse für sich.
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