Hegel H590 bei STEREO im Test

"...ich gebe unumwunden zu, dass ich an einem Verstärker besonders schätze, wenn er leistungsstark, breitbandig und zudem impedanzunabhängig ist, also auch eine unangenehme Last zu kontrollieren vermag. Nach meiner Erfahrung macht sich das im Zusammenspiel in besonderer Souveränität bezahlt, die Puste geht nie aus, und mangels Phasenverschiebungen stimmt auch die Energiebilanz im gesamten Klangbild. So finden sich in meinem Arsenal sogar zwei Feedforward-Verstärker von Quad (405) und Sansui (AU-D9). Das kann kein Zufall sein ;-).

Beim Hegel-Flaggschiff sind diese Eigenschaften in der Tat allesamt überragend ausgebildet. Ein geradezu satt überdimensioniertes, stromlieferfähiges Class AB-Aggregat mit extrem sorgfältig gemachter Energieabteilung, praktisch verzerrungsfrei und natürlich breitbandig, kann er auf der Habenseite vorweisen. Bislang haben wir uns auf die Verstärkerfunktion des Hegel konzentriert. Doch der skandinavische Bolide ist weit mehr als das. Denn er gewährt in seinem Gehäuse weiteren Funktionen Obdach, die auch qualitativ externe Geräte obsolet machen können. Die Rede ist von einem HiRes-DAC sowie einem zumindest rudimentären Netzwerk-Player.

Der AKM AK4490-basierte DAC mit seinen Anschlüssen – sogar BNC In/Out – bietet auch den moderneren Gerätschaften des Hauses eine highendige Heimat. Dabei werden die eingehenden Signale, ob von CD oder HD-Quellen, grundsätzlich nativ – also ohne Upsampling – wiedergegeben. Das gehört zur Unternehmensphilosophie der „Nichtverfälschung“. Kann man machen.

DLNA- und UPnP-Kompatibilität sorgen für den Zugriff aufs heimische Netzwerk, zudem bietet er Spotify Connect und insbesondere mit Apple-iPhone/iPad via Airplay hohen Komfort. Man kann sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass Hegel sich vor allem vorstellt, wie der H590 eher als „Renderer“ etwa mit QNAP-Servern und einem audiooptimierten Macbook als Zuspieler zusammenarbeitet. Dann kann man auch seine ausgeprägten DSD- und MQA-Kompetenzen via USB nutzen. Auf eine eigene App hat Hegel verzichtet, nicht aber auf „Roon ready“-Kompatibilität. Klanglich besser bedeutet immer mehr Klarheit und Tiefenstaffelung sowie eine größere Abbildung. Kompressionseffekte mangels Leistung bleiben aus, da ist mehr Atem, alles erscheint müheloser, die Instrumente selbst in einem Orchester nicht zusammengepfercht. Zudem reißen ständige Tempo- und Pegelwechsel unvergleichlich mit. Das offenbart Dvoráks „Sinfonie aus der Neuen Welt“ unter Mariss Jansons wie kaum etwas anderes. Alles federt, lebt, erscheint rhythmisch agil und doch sauber geordnet.

Der farbstarke Hegel ist klanglich kaum zu schlagen, er scheint absolut perfekt oder zumindest so nah dran, dass KEIN Wunsch offen bleibt. Die enorme Sauberkeit und Präzision der Wiedergabe gepaart mit schier unendlicher Leistungsfähigkeit „liefert“ hier einfach ab. Punkt.

„Send Me An Angel“ von den Scorpions „unplugged“ in Athen, via TV eingespeist, lässt aufhorchen. Klaus Meine hat eine unverwechselbare Stimme, die hier noch mehr aufblüht als sonst. Aber auch Stoff wie etwa Damien Rice, Yello oder das Neueste von Grobschnitt scheinen sich über diesen Ausnahme-Amp für den Gourmet in mir besonders die Ehre zu geben.

So bleibt als Fazit neben einer unverhohlen emotionalen Begeisterung des Testers festzuhalten, dass dieser auch optisch nicht zu verachtende Vollverstärker definitiv mit das Beste ist, was man ausstattungstechnisch und klanglich um 11.000 Euro bekommen kann. Der „Haben-will-Faktor“ ist ganz enorm."

(Hervorhebungen durch HIFI-REGLER)

Enorm leistungsstarker, groß, charmant, farbstark und präzise musizierender Vollverstärker mit DAC und Renderer/Streamer. Klanglich wie ausstattungsseitig zweifellos einer der besten Verstärker überhaupt unter 15.000 Euro.