Innovationen, die wichtig sind und Innovationen, die kaum noch Bedeutung haben
Autor: Carsten Rampacher, AREADVD, exklusiv für HIFI-REGLER, update: 01.05.2016
In der Unterhaltungselektronik unterliegt alles einem schnellen Wandel – Trends kommen, Trends gehen, und was gestern noch die Innovation Nummer 1 war, ist heute bereits in Vergessenheit geraten. Andere Innovationen liegen schon Jahre zurück, beeinflussen aber heute noch maßgeblich den Markt. Wir stellen Ihnen im nun folgenden Special 10 Innovationen vor, die heute nicht mehr wegzudenken sind, und 10 Innovationen, die schon etwas in Vergessenheit geraten sind.
10 Innovationen, die elementar wichtig sind
HDMI
High Definition Multimedia Interface - die Eintrittskarte für die moderne AV-Welt – anfänglich noch im Clinch mit DVI, setzte sich HDMI als DIE Schnittstelle für die Full HD-Ära dann schnell durch. Als nun das Thema 4K aufkam, wurde das HDMI-Interface entsprechend "geliftet" (HDMI 2.0 a/b).
Ultra HD-Auflösung
Feinste Details sehen, eine großartige Bildschärfe genießen – das ist dank Ultra-HD-Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixeln, der vierfachen Pixelanzahl von Full HD (1.920 x 1.080 Pixel) nun auch bei sehr großen Bildschirmdiagonalen möglich. Ultra-HD bereitet überdies auch den Boden für einen deutlich größeren Farbraum (BT.2020) und eine dramatisch verbesserte Kontrastwiedergabe (HDR).
Unverzichtbar: Das Quantum Dot-Display: Dank einer neuen, speziellen Display-Schicht - mit eingelassenen "Quantenpunkten" – erzielen entsprechend ausgestattete TVs neue Bestwerte bei der Farbwiedergabe.
In Verbindung mit den Möglichkeiten von Ultra-HD und HDR wird eine neue Ära eingeleitet.
HDR
High Dynamic Range - Mit sehr viel höherem Kontrastumfang – auf der einen Seite tiefstes Schwarz, auf der anderen Seite extreme maximale Helligkeit – wirkt entsprechendes Content-Material viel authentischer, lebensechter, dynamischer. Im Jahr 2016 ist HDR ganz klar DAS THEMA.
TV-Doppeltuner für alle Empfangsnormen (DVB-C/DVB-S2/DVB-T/T2)
Ganz gleich, ob Satelliten-Schüssel, DVB-T-Antenne oder Kabelanschluss – TV-Tuner, die alle drei Normen beherrschen, haben sich eingebürgert.
Vor einigen Jahren kam dann noch der Doppeltuner dazu: Ein Programm aufnehmen und parallel ein anderes ansehen. Das konnten zuvor nur teure separate Set Top-Boxen. Panasonic geht mit TV>IP sogar noch einen Schritt weiter. TV-SAT-Signale werden in IP-Netzwerk-Signale umgewandelt, mit allen Zusatz-Features wie HbbTV und EPG, und können von einem Master zu entsprechend kompatiblen Clients im ganzen Haus verteilt werden.
Smart TV-Plattform
Zu Beginn, als die ersten Fernseher mit integrierter Smart TV-Plattform und Netzwerkeinbindung präsentiert und auf den Markt gebracht wurden, haben die Anwender dieses Feature zwar mitgekauft, aber kaum genutzt.
Das hat sich mittlerweile verändert. Schon im Einrichtungsassistenten des TVs wird die Netzwerkeinbindung gleich mit vorgenommen, die ganzen Smart TV Funktionen sind so fest im TV beziehungsweise in dessen Betriebssystem integriert, dass man kaum noch an deren Verwendung vorbeikommt.
Zudem lässt sich die Funktionsvielfalt dank ausgeklügelter Fernbedienungen und Apps fürs Smartphone einfach handhaben.
Wireless Multiroom Audio, per App steuerbar
Drahtlos ins Heimnetzwerk eingebunden, kann man ganz im Wohnzimmer, Schlafzimmer, in der Küche, im Home Office und im Flur beispielsweise Wireless Multiroom Audio-Lautsprecher aufstellen. Oft kommunizieren diese dann auch noch mit einem ebenfalls eingebundenen AV-Receiver. Ganz einfach und komfortabel zu steuern mittels App für Smartphone und Tablet. Jeder kann sich so sein Audio-System "nach Maß" schaffen und unter verschiedenen Komponenten wählen.
Automatisches Lautsprecher-Einmesssystem mit RoomEQ bei AV-Receivern
Anfangs belächelt, mittlerweile leistungsstark. Nicht nur, dass dem Anwender durch den Komfort dieser Funktion Arbeit abgenommen wird: Die Room EQ-Funktion gleicht beim Einmessvorgang Nachteile des jeweiligen Hörraums mittlerweile sehr gut aus. Verschiedene Anbieter machen es auch möglich, dass zur Vergrößerung des "Sweet Spots" an mehreren Hörpositionen eingemessen werden kann.
Objektbasierte Audioformate
"Immersive Sound", Dolby Atmos und DTS:X: - nicht nur eine neue, dritte Dimension des Hörens oberhalb der Köpfe des Auditoriums, sondern auch eine insgesamt neuen Qualität bei der Effektwiedergabe dank einzelner Audioobjekte, die vom AV-Receiver in Echtzeit dem jeweils passenden Lautsprecher zugewiesen werden.
High Resolution Audio-Files
Hochauflösendes Audio, meist in FLAC, WAV oder DSD, hat auch der ganzen Stereo-Branche einen neuen Schub gebracht. HiRes ist überall: Im AV-Receiver, bei speziellen USB-D/A-Wandlern, im Kopfhörer, bei Lautsprechern in entsprechend ausgelegten Hochtönern – ein Trend zu mehr akustischer Qualität. Feinere Auflösung, höherer Dynamikumfang und eine umfassende Wiedergabe des Oberwellenbereiches zeichnen HiRes-Stücke aus. Meist kommt der HiRes-Content aus dem Internet und wird auf dem Home Server oder einem USB-Stick abgelegt. Was man übrigens nicht vergessen darf: Blu-rays in Dolby True HD, DTS-HD oder in Dolby Atmos/DTS:X sind auch nichts anderes als "HiRes".
Bluetooth-Streaming
Bluetooth hatte kaum noch Bedeutung in der AV-Branche, nachdem anfängliche Versuche, z.B. von Kenwood 2003, keinen Erfolg hatten. Doch "Totgeglaubte leben länger" und heute präsentiert sich Bluetooth als vitaler denn je. Praktisch jedes Device hat eine Bluetooth-Schnittstelle, und man kann unkompliziert und drahtlos Musik vom Tablet oder dem Smartphone zum Bluetooth-Gerät streamen. Mittlerweile sogar – dank aptX – bis 48 kHz/24-Bit.
10 Innovationen, die kaum noch Bedeutung finden
3D-Wiedergabe
Anfänglich als neue Ära gefeiert, baut zum Beispiel Samsung, damals, 2010, Innovator der 3D-Szene, in diesem Jahr gar keine 3D-Funktionalität mehr in ihr TV Line-Up ein. Das Tragen der Brillen wurde manchmal, gerade wenn man noch Brillenträger war, als unangenehm empfunden, überdies gab es bei beiden konkurrierenden Systemen (passives sowie aktives 3D, einmal mir Polfilterbrillen, einmal mit Shutterbrillen) nicht wegzudiskutierende Nachteile. "3D ohne Brille" wurde von einigen Herstellern versucht, bei Toshiba sogar mal in Serie, sonst nur in Prototypen. Doch auch dieses Projekt setzte sich nicht durch.
Fernsehgeräte im 21:9 Format
Wie toll muss es doch sein, Kinofilme in Cinemascope (2,35:1) ohne schwarze Balken auf einem TV anschauen zu können, dachten sich die Verantwortlichen von Philips und brachten vor einigen Jahren den ersten in Serie gefertigten 21:9 TV auf den Markt.
Die Geräte verschwanden nach einigen Generationen komplett. Heute hat Samsung noch ein edles Modell der Luxus-Serie S9 in 21:9 im Angebot, das sich aber – auch wegen des Kaufpreises – nur in homöopathischen Dosen verkauft. Problem: 21:9 TVs waren immer teuer und nicht perfekt für den täglichen Gebrauch – da die meisten Fernsehsendungen z.B. alle auf 16:9 ausgerichtet sind.
Zudem musste aufgrund der anderen, höheren Auflösung grundsätzlich skaliert werden.
Genial, dachten sich viele TV-Hersteller. Eine Fernbedienung konventioneller Bauart für den "klassisch orientierten Kunden" und eine Multimedia-Remote für den modern gesinnten Anwender.
Noch letztes Jahr eine aktuelle Lösung, setzen nun die Fernseher-Anbieter verstärkt nur auf eine Fernbedienung, die alles kann. Samsung und Sony z.B. haben dies 2016 gemacht.
Fernseher mit integrierten Festplatten
Heute schließt dank Personal Video Recording (PVR) jeder eine Festplatte in der für ihn passenden Größe an seinen TV an. Da braucht niemand mehr einen TV mit fest eingebauter Festplatte. Die war leider häufig schnell zu klein, und der Aufpreis der entsprechenden TV-Geräte war zu hoch.
DVD-Audio und SACD
Die beiden hochauflösenden Audoformate gingen das Thema perfekte Audiowiedergabe ganz unterschiedlich an. Während die DVD-Audio als Basis weiter auf PCM setzte (was dann in einen MLP-Codec verpackt wurde), setzte Die Super Audio CD auf DSD (Direct Stream Digital) und eine völlig neue 1 Bit Delta/Sigma-Wandlung. Während die DVD-Audio praktisch völlig vom Markt verschwunden ist, erleben zumindest DSD-Streams eine Renaissance. Viele AV-Receiver können DSD als High Resolution Audio Format abspielen, und bei speziellen HiRes-Audio-Streamingdiensten kann man sich DSD-Dateien herunterladen.Und ganz so in der Versenkung verschwunden wie DVD-Audio ist SACD nicht, es gibt immer noch SACD-Player und einige Universalplayer, die SACD unterstützen.
Extended Surround
Hinter dem Zuhörer wurden für die Extended Surround-Tonformate DTS-ES Matrix 6.1, DTS ES Discrete 6.1 sowie Dolby Digital EX (plus THX Surround EX) ein oder zwei zusätzliche Lautsprecher, mittig angeordnet, aufgestellt, um Effekte, die hinten aus der Mitte kamen, darzustellen und um ein umfassendes Surround-Panorama zur Verfügung zu stellen.
Es war aber in der Realität oft nicht möglich, die beiden Lautsprecher entsprechend aufzustellen, zudem wurde es oft nicht gern gesehen, dass im schicken Wohnzimmer noch mehr Lautsprecher die Atmosphäre "belasten". Viel praktischer ist es heute bei Dolby Atmos oder DTS:X: Top Firing-Module werden einfach auf die Front- oder auf die Front + Surroundboxen gestellt. Das fällt kaum optisch auf.
Matrixbasierte Front Height Lautsprecher
Dolby Pro Logic IIz, Audyssey DSX und DTS Neo:6 hatten vor, mittels Matrix und zwei zusätzlicher Lautsprecher, die oberhalb der normalen Front-Lautsprecher untergebracht waren, das Front-Surroundpanorama zu erweitern. Weniger Ortungsschärfe bei den Effekten, erhöhter Installationsaufwand, kaum ein wirklich wahrnehmbarer Effekt – und wenn er wahrnehmbar war, litt die gesamte Präzision: Heute zeigen Dolby Atmos und DTS:X, wie es richtig geht.
THX im AV-Receiver und bei Lautsprechern
THX als spezielles Post-Processing, das die Bedingungen des Kinosaals in die eigenen vier Wände übertrug – das war es vor einigen Jahren. THX stellte auch hohe Anforderungen ans Equipment und galt als Qualitätsmerkmal für Oberklasse-Komponenten. Es folgten nicht nur verschieden aufgestellte THX-Normen (THX Select, THX Ultra) sondern auch eigene THX Post Processing-Programme für Filmton, Musik und Computerspiele. Heute setzt bis auf Onkyo kaum noch jemand auf THX, und auch das Angebot an Lautsprechern mit THX-Lizenz ist mehr als übersichtlich.. Offensichtlich wurde im Marketing nicht genug getan, um THX als Qualitätsmerkmal "oben zu halten", überdies ist im professionellen Kino-Bereich die Bedeutung von THX ebenfalls massiv zurückgegangen.
Teure optionale Multifunktionsfernbedienungen
Diese Multifunktionsfernbedienungen kamen damals von Philips oder Marantz.
Im Zuge der Smartphone- und Tablet-Ära mit entsprechenden Apps brauchte die oftmals bis zu 1000 EUR oder sogar noch mehr kostenden Luxus-Remotes allerdings niemand mehr.
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