HDMI 2.1a, erweiterter Filmmaker Mode und Dolby Vision "with Precicion Detail"TV Trends: das kommt neu in 2022
Fernseher-Hersteller und der damit zusammenhängende, gesamte Unterhaltungselektronik-Industriezweig sind natürlich bei der Präsentation einer neuen Geräte-Generation stets bemüht, Kaufanreize zu schaffen. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut und hängt natürlich auch mit äußeren Faktoren zusammen. Stehen große Veränderungen an, wie z.B. eine höhere native Panel-Auflösung, die häufig auch mit einer verbesserten Signalverarbeitung einhergeht, lässt sich ein Neukauf deutlich einfacher verargumentieren, als wenn lediglich durch geringfügige Optimierungen „Modellpflege“ betrieben wird. Von SD zu HD war ein derartiger Sprung und natürlich auch von FullHD zu 4K. Wie bereits erwähnt, ging hier auch stets eine Erweiterung des Farbraums mit einher. Die Einführung von HDR ermöglichte darüber hinaus ein umfassenderes Kontrastspektrum und man rückte dem Ziel einer realitätsgetreuen Bilddarstellung wieder ein bisschen näher. Inzwischen sind 4K und HDR-Kompatibilität Standard. 8K ist zwar ein Thema, aber aufgrund der sehr aufwändigen Produktion und kaum verfügbarem Content noch eine klare Nische. "Große Sprünge" gibt es aktuell also nicht, dennoch versuchen die bekannten TV-Hersteller mit Optimierungen und Verbesserungen im Detail den Geräten ein immer authentischeres und intensiveres Bilderlebnis zu entlocken. In diesem Jahr soll dies unter anderem mit neuen Erweiterungen in der HDMI 2.1a-Spezifikation erreicht werden. Außerdem wurde der Filmmaker Mode mit neuen Features versehen und auch Dolby Vision IQ legt mit einer neuen Evolutionsstufe nach. Wir beleuchten die TV-Trends 2022 in einer Kurz-Übersicht:
Erweiterung des Filmmaker Mode
Der Filmmaker Mode dient seit seiner Entstehung dazu, hochwertig produzierte Kino- und TV-Filme in bester Manier darzustellen. Und zwar so, wie die Produzenten und Regisseure sich das vorgestellt haben. Auf knallige, überzogene Farben, wie sie z.B. ein typischer dynamischer Bildmodus in einem TV bietet, wird bewusst verzichtet. Eine authentische Darstellung mit natürlichen Hautfarben, ein ausgeprägtes Kontrastverhältnis und eine nicht überschärfte Darstellung im typischen Kino-Look stehen dabei im Fokus. Dies wird im Fernseher in der Regel dadurch erreicht, dass sämtliche dynamischen „Bildverbesserer“ deaktiviert werden. So wird der Kontrast nicht künstlich hochgezogen, die Farben wirken angenehm natürlich und die Bildwiederholrate wird nicht per Frame-Interpolation (Zwischenbildberechnung) manipuliert. In dieser ursprünglichen Form kommt der Filmmaker Mode so bereits seit 2019 zum Einsatz und wird konsequent in vielen TV-Geräten integriert. Natürlich könnte man diese Bildverbesser auch manuell deaktivieren, der Filmmaker Mode aber soll auf Knopfdruck die bestmögliche Darstellung nach Intention des Regisseurs ermöglichen. So können auch weniger versierte in den Genuss einer typischen kino-gerechten Darstellung kommen, ohne sich umständlich durch den Video-EQ kämpfen zu müssen.
2022 soll die nächste Evolutionsstufe des Filmmaker Mode implementiert werden. Die überarbeitete Spezifikation soll nicht nur auf die Wiedergabe in abgedunkelten Räumen spezialisiert sein, sondern bezieht in die finale Darstellung die Intensität und Beschaffenheit des Umgebungslichtes mit ein. Das ist wichtig, da das menschliche Auge Farben unterschiedlich wahrnimmt, je nachdem, wie dunkel bzw. hell es im Raum ist. Auch um welche Lichtquelle es handelt, z.B. Tageslicht oder von einer künstlichen Lichtquelle, spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Ob und wie die neue Version des Filmmaker Mode bereits in diesem Jahr integriert wird, darüber gibt es nur wenig Informationen. Man kann aber davon ausgehen, dass zumindest einzelne Geräte bereits in dieser Generation darüber verfügen werden. Denn schon jetzt kann der Filmmaker Mode zusammen mit z.B. Dolby Vision IQ oder HDR10+ Adaptive, beides Betriebsmodi, die für die Darstellung das Umgebungslicht berücksichtigen, verwendet werden.
Dolby Vision „with Precision Detail“
Auch Dolby legt nach und kündigt für dieses Jahr eine überarbeitete Version von Dolby Vision mit dem oben genannten Zusatz an. „Dolby Vision with Precision Detail“ soll definitiv bereits in diesem Jahr in diverse Fernseher integriert werden und zu einer optimierten Wiedergabe von Dolby Vision-Inhalten führen. Davon soll insbesondere die Kontrastdarstellung profitieren, aber auch die Detaillierung soll verbessert werden. Das zugrundeliegende Material muss mit Dolby Vision-Metadaten versehen sein, um den neuen Modus nutzen zu können. Es werden allerdings keine neuen, zusätzlichen Metadaten benötigt. „Dolby Vision with Precision Detail“ soll also auch mit allen bislang verfügbaren Dolby Vision-Inhalten nutzbar sein. Dennoch wird laut Dolby neue Hardware nötig sein, um den Modus zu nutzen. Besitzer von Dolby Vision-fähigen Fernsehern werden also vermutlich enttäuscht und können nicht darauf hoffen, dass die neue Funktion per Firmware-Update nachgereicht wird.
Der erste Hersteller, der den Modus integriert, ist voraussichtlich LG. Laut eigenen Angaben ist Dolby aber bereits mit weiteren Herstellern bezüglich einer Implementierung in Verhandlungen. Ein Umgebungslichtsensor, der z.B. beim überarbeiteten Filmmaker Mode zwangsläufig vorhanden sein muss, ist für Dolby Vision with Precision Detail nicht erforderlich.
HDMI 2.1a
Die vollwertige Integration von HDMI 2.1 mit voller Bandbreite inklusive sämtlicher möglichen Features gehört längst nicht zum Standard-Repertoire moderner TV-Geräte. Zwar finden sich in Premium-TVs mindestens eine oder zwei Schnittstellen, die HDMI 2.1-Kompatibilität mitbringen, selbst dann ist aber noch nicht gewährleistet, dass auch die volle Bandbreite von 48 Gbps unterstützt wird. In der Regel ist das kein Problem, denn die höhere Geschwindigkeit wird erst bei 8K-Material richtig interessant. Allerdings kann man auch beim Gaming mit entsprechend hohen Bildwiederholraten von 120 Hz und mehr sowie hoher 4K-Auflösung die HDMI 2.1-Schnittstelle entsprechend ausreizen. Und auch wenn die finale Implementierung von HDMI 2.1 noch nicht abgeschlossen zu sein scheint, läutet das HDMI Forum schon die nächste Phase ein. Bereits in Q1 im Jahr 2022 sollen die Spezifikationen für die Erweiterung HDMI 2.1a erscheinen, die das „Source-Based Tone Mapping (SBTM)“ mitbringt.
Tone-Mapping ist seit der Einführung und stärkeren Verbreitung von HDR-Inhalten sehr wichtig. Während der erweiterte, große Farbraum und das Dynamikspektrum innerhalb des zugespielten HDR-Materials klar definiert sind, weisen sämtliche TV-Wiedergabegeräte und auch Projektoren ein gewisses Spektrum auf, welche Helligkeitsbereiche und welchen Farbumfang sie überhaupt darstellen können. Dabei gibt es eklatante Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern und natürlich auch zwischen den verschiedenen Geräten unterschiedlicher Preisklassen im Einzelnen. Damit sämtliche, im Material enthaltenen HDR-Informationen, die prinzipiell außerhalb des Darstellungsbereiches des verwendeten Fernsehers liegen, nicht verloren gehen, wird mit dem Tone-Mapping-Verfahren gearbeitet und das zugespielte Material entsprechend auf die Fähigkeiten des TVs angepasst.
Grundsätzlich ist das eine sehr gute und auch überzeugend funktionierende Methode, allerdings kann es zu Problemen kommen, wenn verschiedene Arten von Inhalten kombiniert dargestellt werden. Das ist in der Regel bei Filmen, Serien, etc. nicht der Fall, wohl aber bei der Darstellung von Menüs von Streamingdiensten oder wenn z.B. beim Gaming bei der Darstellung eines HDR-Spieles zusätzliche Chat-Fenster o.ä. mit Standard-Dynamikumfang vom TV angezeigt werden müssen. Dabei kommt es laut HDMI Forum immer wieder zu Problemen und einer falschen Darstellung. Abhilfe soll das Source-Based-Tone-Mapping, kurz SBTM, schaffen. Um dies nutzen zu können, müssen sowohl das Bildwiedergabegerät als auch der entsprechende Zuspieler das Feature unterstützen. Der Zuspieler erhält dann vom TV oder Projektor die notwendigen Informationen über dessen Fähigkeiten einer bestmöglichen HDR-Darstellung und passt die Video-Ausgabe entsprechend an. Die Informationen werden vom HDMI-Rückkanal an den Zuspieler übertragen und sollen auch eine grundsätzliche Optimierung des Bildes ermöglichen. Insbesondere stehen hier Spielekonsolen und PCs im Fokus, da hier die Tone-Mapping-Probleme am verbreitetsten sind.
Wie bereits erwähnt ist für die Verwendung von SBTM notwendig, dass sowohl das Bildwiedergabegerät als auch der Zuspieler die Funktion unterstützen. Neue HDMI-Kabel werden nicht benötigt. SBTM gehört zwar zur HDMI 2.1a-Spezifikation, auch HDMI 2.1-fähige Geräte sollen aber voraussichtlich per Firmware-Update mit dem Feature ausgestattet werden können. Wann hier erste Geräte auf den Markt kommen, ist allerdings noch unklar.
Fazit
Mit Micro LED und QD-OLED stehen in 2022 durchaus beeindruckende und innovative Technologien in den Startlöchern. Micro LED wird allerdings immer noch enorm schwierig mit den finanziellen Mitteln eines durchschnittlichen Haushaltseinkommens vereinbar sein und auch bei QD-OLED, wenn auch deutlich bezahlbarer, ist zu erwarten, dass die Technologie ausschließlich Topmodellen vorbehalten sein wird. Dennoch erwarten uns, wie dieser Artikel zeigt, auch software-seitig interessante und in der Praxis hilfreiche Erweiterungen bereits verfügbarer, etablierter Technologien, von denen teilweise auch Geräte früherer Generationen effektiv profitieren können.