Highres-Audio - Klingt es wirklich besser?
Text von Carsten Rampacher, HIFI-REGLER, update: 31.01.2015
High-Resolution Audio (zu Deutsch: hochauflösendes Audio-Material), ist zunächst lediglich ein Marketing-Terminus, der Musikaufnahmen mit einer höheren Auflösung als das Standard CD-Format beschreibt.
Ein Marketing-Terminus deshalb, da es keine präzise, standardisierte Definition dafür gibt, was „High Resolution Audio“ genau bedeutet. Salopp gesprochen umfasst der Begriff sämtliche Audiosignale, die eine höhere Bandbreite sowie ein größeres dynamisches Spektrum umfassen als Signale, die auf einer herkömmlichen Audio-CD zu finden sind, die einer Abtastrate von 44.1 kHz und einer maximalen Bittiefe von 16 Bit entsprechen.
Entwicklung und Status Quo
Grundsätzlich hat sich der Audio-Markt und Handel, von der Renaissance der Langspielplatte abgesehen, in den letzten Jahren weg von physischen Medien und hin zu digitalen Downloads von Plattformen wie iTunes, o.ä. entwickelt. Allerdings steht bei Container-Formaten wie MP3 und AAC eher die Kompression im Vordergrund und nicht unbedingt die Qualität – Musik-Enthusiasten genügt das nicht.
Hier kommen die hochauflösenden Formate ins Spiel, mit denen deutlich höhere Bitraten und eine verlustfreie Kompression möglich sind. FLAC, ALAC, WAV, AIFF und DSD sind die Dateiformate, in denen die hochauflösenden Audiosignale stecken und die Abtastraten (auch: Samplingrate genannt) bis zu 192 kHz sowie eine Bittiefe von bis zu 32 Bit enthalten können. Die Musik in dieser Form wird von speziellen Portalen aus dem Internet heruntergeladen und auf dem eigenen PC/Notebook oder einer Netzwerk-Festplatte bzw. einem Server abgelegt.
Die populärsten und im Moment am einfachsten erhältlichen Formate sind FLAC, ein freies Enkodierungsverfahren mit umfangreichem Metadaten-Support, und DSD, das Format der SACD.
Klingt High-Resolution Audio wirklich besser?
Sind diese hochauflösenden Audioformate denn wirklich besser und liefern eine höhere Qualität als herkömmliche MP3-Formate oder eine Audio CD? Wie in allen Bereichen, über die das subjektive Empfinden entscheidet, lassen sich auch hier ausführlichste Diskussionen führen. Prinzipiell einmal sind natürlich deutlich höhere Bitraten mit FLAC, DSD, etc. möglich. Während man z.B. bei MP3 maximal 320 kbps und bei einer Audio CD 1411 kbps vorfindet, kann eine 192kHz/24-Bit Datei 9216 kbps vorweisen.
Die Abtastrate (192 kHz) beschreibt dabei die Anzahl der Abtastungen des Audiostroms pro Sekunde, während das analoge Audiosignal in ein digitales Format konvertiert wird. Je höher diese ist, umso genauer werden die Daten erfasst. Die Bittiefe bezieht sich auf die theoretisch maximal mögliche Genauigkeit dieser Abtastung. Rein von den vorhandenen Informationen her sollte eine Audio-Datei mit hoher Auflösung eine Aufnahme also deutlicher realitätsnaher und authentischer reproduzieren können als eine Aufnahme mit geringerer Abtastrate und Bittiefe. Mehr Details, mehr Struktur und Definition sind logische Folgen.
Was wird zur Wiedergabe benötigt?
Die steigende Popularität von hochauflösenden Audio-Formaten hat unlängst auch die Industrie erkannt. Nicht nur kleinere Manufakturen wie Astell&Kern, Naim oder Cambridge Audio, sondern auch Größen wie Sony und Samsung gehen mit Komponenten an den Start, die mit „High Resolution Audio“-Dateien umgehen und diese verarbeiten können.
Denn mit einem konventionellen CD-Player lassen sich diese hochauflösenden Audioformate leider nicht einfach wiedergeben, hier wird meist per USB oder über das Netzwerk von der Festplatte zugespielt. Die wichtigsten Dateiformate sind definitiv FLAC und DSD, auch ALAC spielt eine zunehmend wichtigere Rolle. FLAC ist ein freies und kostenlos verfügbares Enkodierungsverfahren, was den Großteil der aktuell erhältlichen, hoch auflösenden Audiodateien ausmacht. Hier gibt es im Internet bereits verschiedene Portale, z.B. „HD Klassik“ oder „highresaudio.com“, über die man diese Dateien beziehen kann.
Die Wiedergabe ist mit hochwertigen AV-Receivern, Stereo-Verstärkern oder kompletten Musik- bzw. Streaming-Systemen möglich. Natürlich gibt es auch dedizierte Netzwerkplayer wie den Pioneer N-50 oder den Cambridge Audio Stream Magic 6 V2, die dank hohem Bedienkomfort und Flexibilität sehr gut für die High resolution Audio-Wiedergabe geeignet sind. Ebenso ist es möglich, direkt an einen PC oder ein Notebook einen USB DAC anzuschließen.
Dieser erfüllt in der Regel ausschließlich den Zweck, die schwache interne Wandlung des Rechners zu umgehen und bietet mit hochwertigen Komponenten eine überdurchschnittlich gute Digital/Analog-Wandlung. Für die Wiedergabe am PC benötigt man zudem noch einen entsprechenden Software-Player. Windows 10 wird zukünftig zwar die Wiedergabe von FLAC Audio nativ unterstützen, aktuell benötigt man aber noch Software von einem Drittanbieter (z.B. JRiver Media Center). iTunes spielt zwar hochauflösende ALAC-Dateien ab, streikt aber bei FLAC.
High-Res mobil
Auch Kopfhörerverstärker integrieren vermehrt exquisite Wandler, die mit hochauflösenden Audio-Dateien mit hohen Bitraten umgehen können. Man muss beim Kauf allerdings genau auf die technischen Spezifikationen achten. Denn da es noch keinen festgelegten Standard gibt, variieren die unterstützten Datenraten noch stark. Wer also ganz auf Nummer sicher gehen und in naher Zukunft keine neuen Gerätschaften anschaffen möchte, kauft direkt Komponenten, die 192kHz/32-Bit unterstützen. Wir von HIFI-REGLER beraten Sie bei der Auswahl der Geräte natürlich gerne.
Selbst im mobilen Bereich tritt High Res-Kompatibilität immer häufiger auf. Da viele Anwender ihr Smartphone als portables Musikwiedergabegerät nutzen, ist der praktische Benefit auch sofort erkennbar. Sowohl Samsung, Sony als auch LG haben in aktuellen Geräten 192kHz/24-Bit Wandler integriert, um hochauflösende Dateien verarbeiten zu können. Das iPhone, auch in der aktuellsten Version, unterstützt hingegen keine hochauflösenden Audio-Dateien.
Allerdings lässt sich über den Lightning-Anschluss das digitale Signal abgreifen und wiederum mit einem externen D/A-Wandler verarbeiten, Philips bietet hier einen Kopfhörer mit integrierter Digital-Analog-Wandlung an. Wem dedizierte Geräte für die Musikwiedergabe lieber sind, der wird ebenfalls bei verschiedenen Anbietern fündig, der neue Sony „Walkman NWZ-ZX1“ wurde erst kürzlich auf der CES vorgestellt und beeindruckte nicht nur durch ausgezeichnete technische Spezifikationen sondern auch durch den selbstbewussten Preis. Auch Astell & Kern präsentierte mit dem AK240 ein neues Flaggschiff.
Was bringt die Zukunft?
Wir sind uns sicher, dass hochauflösendes Audio-Material, das bereits im letzten Jahr stetig eine Zunahme an Popularität erfuhr, in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Besonders jetzt, da auch Schwergewichte wie Sony, Samsung und LG auf den Zug aufspringen und die notwendigen Komponenten in Massen-Produkte integrieren. High-Res Audio hat zudem, völlig im Gegensatz zu 4K und UltraHD, den Vorteil, dass mehr als ausreichend Material bereits vorhanden ist. Während man als Besitzer eines UHD-Fernsehers akribisch nach neuen Inhalten forschen muss, ist hochauflösendes Audio-Material in Fülle vorhanden und die Auswahl wird kontinuierlich größer.
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