Marantz CD50n

Nach ca. 40 zufriedenen Jahren mit meinem Denon DCD-1100 dachte ich, ich könnte mir einen neuen CD Spieler gönnen, obwohl der Denon immer noch einwandfrei funktioniert, bis auf den knisternden Poti des Kopfhörerausgangs.

Also hab ich mir den Marantz CD50n bestellt. Hier ein Kompliment an HIFI Regler und DHL. Habe die Bestellung am Donnerstag Nachmittag abgeschickt und am Samstag 14:30 Uhr klingelt der Paketbote und bringt das gute Stück.

Marantz bewirbt ja den CD50n mit "Unser hochwertiges CD Laufwerk lässt Sie nie zuvor gehörte Details Ihrer Lieblings-CDs entdecken." Ich bin immer skeptisch bei solchen Versprechen, wie z.B. in der Weinwerbung. Die dort angepriesenen Reaktionen am Gaumen, auf der Zunge und im Abgang konnte ich nur in den seltensten Fällen nachvollziehen.

Also auspacken, anschließen (Verstärker Yamaha A-S700) und Lieblings-CD (The Power Of Classic Rock, London Symphony Orchrestra, 1985) rein, starten und … holla die Klangfee. Das hätte ich nie für möglich gehalten, so eine Klangbühne, aus allen Richtungen erkennt man die unterschiedlichen Instrumente des Orchesters, der Klang kommt nicht mehr aus zwei Lautsprechern von vorne, der Klang umhüllt einen, man ist mitten drin. Ich hab Gänsehaut. Die Streicher, die Trompeten, die Saxophone, alles in einer mir neuen Klarheit und Brillanz. Auch die lauten Passagen werden nicht aufdringlich. Ich kann mich gar nicht satt hören.

Die Verarbeitung des Geräts ist top, das Laufwerk fast unhörbar, das Display gut lesbar.

Aber wo Licht ist …

Wie bereits Wolfgang in seiner Bewertung geschrieben hat, ist die Bedienung und Einstellung recht kompliziert und gewöhnungsbedürftig. Die Bedienungsanleitung (muss man selber von der Marantz Webseite runter laden, beigelegt ist nur eine Kurzanleitung) ist auch nicht wirklich hilfreich. Oft hilft nur ausprobieren. Die Stecker des mitgelieferten Cinch Kabels sind nicht mal vergoldet. Das hätte ich in dieser Preisklasse eigentlich erwartet. Die Wiedergabe vom Media Server oder von Spotify hat erst nach einem SW Update über die HEOS App funktioniert.

Zusammengefasst: Der Marantz CD50n ist für mich ein Klanggenie, das den stolzen Preis rechtfertigt, jedoch mit Punktabzug für die Ausstattung und Bedienung.

Der Marantz ist ein echter Alleskönner mit gutem Klang, tollem Preis/Leistungsverhältnis aber komplexer Bedienung. 

Die Funktionen des Gerätes sind einzeln gut bedienbar und funktionieren einwandfrei.

Wer nicht die Kombination mit dem Marantz Verstärker nutzt - ich verwende einen Röhren SE - wird mit der Werkseinstellung nicht überall zufrieden sein. Um z.B. die Fernsteuerung für die Lautstärkenregelung nutzen zu können, ist es erforderlich den variablen Ausgang zu nutzen. Dieser ist in der Werkseinstellung deaktiviert und muss zuerst durch Drücken der Tasten VOLUME +/- und mute (gleichzeitig!!) eingeschaltet werden. Zusätzlich muss der Fernbedienungsmodus auf Netzwerk CD Player geschaltet werden. Dies passiert durch gleichzeitiges Drücken der Tasten 2 und Enter für mind. 5 Sekunden! Erst danach kann die Lautstärkeregelung des Gerätes über die Fernbedienung oder die HEOS App genutzt werden.

Die Einbindung von HIGHRES-Audio in HEOS ist noch in der Entwicklung (Qobuz) und ohne Lan-Netzwerk ziemlich mühsam.

Der CD-Spieler läuft geräuschlos und wirkt hochwertig. 

Die A/D Wandlung liefert ein breites Stereobild mit warmen Grundton und guter Detailwiedergabe.

Insgesamt hat der Marantz für mich ein sehr gutes Preis Leistungsverhältnis mit ausbaufähigem Bedienungskomfort.

Ich habe den Marantz CD 50n zwar noch nicht mit allen seinen Möglichkeiten, Anschlüssen, etc. durchprobiert (bisher nur Basisfunktionen CD und Streaming von Amazon Prime Music mit der mitgelieferten HEOS-App), aber rein klangmäßig bin ich bis dato auf jeden Fall schon einmal restlos begeistert.

Obwohl ich kein "gelernter" HiFi-Profi bin (oder gerade deswegen) sage ich mit Überzeugung, dass dieser Player sowohl im CD- als auch im Streaming-Betrieb einen Klang liefert, der für einen Normalsterblichen (wenn er denn zumindest halbwegs konzentriert hinhört) merkbar besser ist, als alles, was er möglicherweise sonst bisher gewohnt war. Und mit einem guten Mittelklasse-Teufel-Receiver mit integriertem CD-Player + exakt darauf abgestimmten Teufel-Boxen bin ich bis dato auch nicht direkt schlechtes Material gewöhnt. Ferner war ich bis zur ersten Inbetriebnahme des CD 50n auch durchaus grundskeptisch. Das soll heißen, dass ich bei meiner nachfolgenden, manchmal vielleicht etwas sehr enthusiastisch klingenden Kundenrenzension trotz allem eher nicht meiner eigenen Autosuggestion erlegen gewesen sein dürfte (was im HiFi-Bereich sicher sehr leicht geschieht).

Für meinen persönlichen Test habe ich (natürlich immer über den gleichen, vorgenannten  Receiververstärker und gleiche Boxen) direkt nacheinander verschiedene CD-Player und Streamingquellen verwendet, so auch "ganz einfach" mein Galaxy-S24-Ultra-Smartphone mit APTX-Bluetooth-Übertragung an den Reciever. Obwohl das mit APTX-Bluetooth auch schon sehr gut ist, liegt es trotzdem noch ein klein wenig unterhalb der Qualität wie direkt aus dem LAN-verbundenen CD 50n über normales Cinch-Audiokabel in den Receiver hinein. Auch keiner der beiden anderen CD-Player (Teufel direkt integriert in den Receiver, und Denon über normales Cinch-Kabel in den Receiver) kam an den CD 50n heran.

Im Gegenzug rein intern bei den Musikquellen gibt's beim CD 50n keinerlei Qualitätsgefälle. Die Klangqualität von CD und Streaming ist meiner Ansicht nach absolut gleichwertig (was auch an der von Amazon ausgelieferten hohen Qualität der High-Res-Musikdateien liegen mag). Alle Musikinstrumente, ganz besonders aber die menschliche Stimme, alles bleibt sauberst getrennt und verortet, ohne dass irgendwo etwas jemals "dünn" oder lückenhaft klänge. Kristallklar und transparent, aber trotzdem immer auch weich, satt und "cremig" für die Ohren. Und obwohl ich überwiegend Rockmusik höre, bei der man gerne etwas mehr "Bumms" hat, konnte ich erstmals in meinem Leben ohne jegliches Mangelgefühl auf jede Bass- oder Höhenanhebung verzichten.

Wer ein multifunktionales Musikabspielgerät sucht, mit dem er die nach heutigen Maßstäben zur Verfügung stehende Klangqualitätsskala noch etwas mehr ausreizen kann als bei anderen, vielleicht etwas erschwinglicheren Geräten (die auch nicht eben schlecht sein mögen), wahrscheinlich schon fast bis die Grenze des Möglichen hin, dem kann ich zum CD 50n nur raten. Auch wenn 1.300 - 1.500 €, je nach dem, wo man gerade kauft, per se natürlich kein Pappenstiel sind. Die Investition wird zusätzlich auch noch durch den Umstand gerechtfertigt, dass - zumindest nach einschlägigen Profi-Rezensionen aus HiFi-Magazinen - andere, mit 3.000 - 8.000 € sogar noch weitaus teurere Geräte auch kaum mehr besser klingen als der CD 50n (dafür hat man dort halt vielleicht noch mehr Möglichkeiten wie z.B. SACD, sofern man das braucht).

Ich kann den CD 50n mit bestem Gewissen jedem empfehlen, der auch einmal endlich an die Grenzen des Hörbaren gehen will, und trotzdem noch in halbwegs überschaubaren Preisregionen bleiben möchte!

(Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was der CD 50n alles zeigen könnte/würde, wenn man ihn mit noch stärkeren Mitspieleren kombinieren würde als mit meinem persönlich durchaus hochgeschätzten Mittelklasse-Teufel-Verstärker und seine zugehörigen Boxen . Aber da wird's dann zumindest mir finanziell einfach zu viel).

Mein doppelt so teurer CD Spieler war 10 Jahre alt und defekt. Ich war skeptisch, ob der Marantz klanglich mithalten konnte. Man will sich ja nicht verschlechtern. Der Marantz klingt in allen Bereichen lebendiger, ohne zu nerven. Dies gilt für CD, Radio und Tidal gleichermaßen. Ob es an dem DA Wandler Ess 9038 statt dem alten Wolfson liegt? Möchte damit sagen: Es hat sich in dem Bereich viel getan und man muss nicht immer Unsummen ausgeben um sich hifi-mässig weiter zu entwickeln. Ein Krtikpunkt muss aber erwähnt werden: Die Fernbedienung aus Leichtplastik!