Hegel D50 „The Raven“ Test – Puristischer High-End-DAC mit kompromisslosem Fokus auf perfekte Signalwandlung

Die Fernbedienung hingegen begeistert wieder mit Massivität und Robustheit. Komplett aus Metall gefertigt liegt sie satt in der Hand und ist vollständig im Einklang mit dem Design des Hauptgerätes. Die Hegel RC8 Fernbedienung ist im Lieferumfang enthalten und mit der identischen Strukturoberfläche wie der D50 versehen.

Möchte man kritisieren, dann die doch etwas klein geratenen Tasten. Diese verfügen zwar über einen ausgezeichneten Druckpunkt, aber wenn man nicht unbedingt die Hände eines Klavierspielers hat, muss man schon genau zielen, um immer den richtigen Befehl zu treffen. Auch eine Hintergrundbeleuchtung gibt es nicht. Für den Batteriewechsel muss man zudem vier Schrauben an der Unterseite lösen.

Wie bereits erwähnt, gewinnt die visuelle Darstellung des Front-Displays keinen Design-Preis, reicht aber für eine unproblematische Bedienung völlig aus. Es gibt ohnehin nur wenige Einstellungen zur Display-Helligkeit und zu USB, außerdem einen automatischen Standby-Modus.

In der Regel muss man hier nach einmaliger Einrichtung nicht mehr viel anfassen, zumal der D50 mit seiner Eingangssensorik ein digitales Signal direkt erkennt und sich automatisch in den Betriebsmodus versetzt. Man kann festlegen, ob der DAC direkt auf den Eingang mit anliegendem Signal wechseln soll oder sich lediglich aus dem Standby aktivieren.

Der D50 kann sich zudem bei Nichtgebrauch von selbst ausschalten. Entweder nach zwanzig Minuten, nach einer Stunde oder auch gar nicht. Etwas tiefer in die Einstellungen muss man eigentlich nur, wenn man z.B. die Funktion des DAC-Loop verwendet, auf die wir später noch eingehen werden.

Kommen wir zum Innersten des D50 DAC von Hegel. Auf eine sorgfältige und präzise D/A-Wandlung legt der Hersteller schon immer großen Wert und perfektioniert das eigene DAC-Design seit über zwei Jahrzehnten. Der D50 ist der Gipfel dieser bisherigen Bemühungen. Die Basis bildet der aktuelle Referenz-DAC von ESS, der ES9039Q2M. Elementar wichtig ist aber nicht nur der Chip an sich, sondern alles darum herum.

Laut Hegel wurde jedes Detail des Schaltungsdesigns und des Layouts präzise ausgearbeitet. Alles sitzt auf einem dedizierten und sorgfältig konstruierten Board mit extrem kurzen Signalwegen. Der DAC-Chip „schwebt“ laut den Entwicklern praktisch über den Hauptplatinen, um die Signalwege im digitalen Bereich nochmals zu minimieren.

Auf alle lokalen Stromversorgungen und Erdungen im Zusammenhang mit den digitalen Schaltkreisen wurde besonders viel Wert gelegt. Das wiederum hat äußerst niedriges Phasenrauschen, also Jitter, zur Folge. Mit dem bereits angesprochenen speziellen Hauptnetzteil wird der Sound des D50 zusätzlich optimiert. Und nicht nur das, selbst im ausgeschalteten Zustand agiert das Netzteil als Netzfilter für das gesamte System, solange der D50 am Stromnetz angeschlossen ist.

Um elektrisches Rauschen weiter zu minimieren, verfügt der D50 über die zwei rauscharmen Ringkerntrafos. Einer versorgt die digitalen Prozesse und Standby-Funktionen, die häufig sehr rauschbelastet sind. Der andere ist für die empfindlichen analogen und digitalen Komponenten verantwortlich. Neben der Abschirmung mit dickem Stahl ist der Ausgang der Trafos ebenfalls gefiltert.

Wie weit die Norweger bei der Detailarbeit gehen, zeigt sich auch an den Platinen selbst. Die Ränder sind hier abgerundet, um Impedanzabfälle zu minimieren und die Abstrahlung zu verringern. Besonders innovativ aber ist schlicht, wie der D50 die eingehenden Digitalsignale verarbeitet, bevor sie überhaupt gewandelt werden. Der AES/EBU-Eingang verfügt über einen RS422-Empfänger, der über einen Übertrager symmetriert ist und sowohl schwache als auch starke Signale jitterfrei und ohne Zeitverzögerungen verarbeitet.

SPDIF-basierte Eingänge werden auf einer speziell entwickelten Platine empfangen, die I2S-Daten entpackt. Hier ist der Prozess zwar von Natur aus rauschbehaftet und anfällig für Laufzeitfehler, der D50 aber löst diese Probleme mit drei dedizierten Masterclocks: eine für SPDIF-Signale und für USB separate Masterclocks für die Abtastraten 48kHz und 44.1kHz. Die Taktgeber sind strategisch platziert und liefern ein bestmöglich getaktetes Signal an den ESS DAC-Chip.

Jeder einzelne Design-Aspekt wurde betrachtet, um sicherzustellen, dass das Signal so originalgetreu wie möglich bleibt. Für eine unverfälschte und schlicht atemberaubend präzise Übersetzung von digital zu analog.

Bevor wir auf die technischen Besonderheiten des Ausnahme-DACs näher eingehen, werfen wir einen Blick auf die Rückseite. Hier sehen wir sehr hochwertige, sauber integrierte Schnittstellen, die auch sehr robust wirken.

An Digitaleingängen stehen hier zwei optische, ein koaxial-elektrischer sowie auch ein BNC- und ein AES/EBU-Eingang zur Verfügung. Auch ein USB-Slot vom Typ B ist an Bord und kann zur direkten Verbindung mit einem PC oder Mac verwendet werden. Die Audiosignale werden dann digital und bitperfekt an den D50 übertragen, der dann seinen exzellenten Wandlerqualitäten freien Lauf lassen kann. Die BNC-Schnittstelle wird auch beim DAC-Loop interessant, ein entsprechendes BNC-Kabel ist im Lieferumfang enthalten.

Im linken Bereich finden wir die analogen Ausgänge. Hier gibt es symmetrische XLR-Anschlüsse sowie sehr hochwertige Stereo Cinch-Buchsen. Ein digitales Signal gibt der „The Raven“ nicht aus. Wozu auch? Glaubt man Hegel, kann keiner die D/A-Wandlung besser als der D50.

Wobei handelt es sich nun beim DAC-Loop? Hegel sieht im D50 auch ein Gerät, um Hegel-Vollverstärker früherer Generationen wieder auf Vordermann zu bringen, was die Qualität der D/A-Konvertierung betrifft. Da der D50 DAC aber derart aufwändig und sorgfältig konstruiert wurde, stellt er auch bei aktuellen Komponenten, wie z.B. den Modellen H300, H360, H390, H590, H400 und sogar H600.

Das gilt auch deshalb, da einige der aktuellen Hegel Verstärker integrierte Streaming-Features bieten, die natürlich negative klangliche Auswirkungen auf das akustische Gesamtergebnis haben. Je höher die Integration, desto anfälliger sind die Geräte für Rauschen oder Timing-Fehler.

Der Hegel DAC-Loop schafft hier Abhilfe und schafft eine perfekte Kombinationsmöglichkeit mit Hegel Vollverstärkern. Damit kann man den internen DAC des Vollverstärkers außer Kraft setzen bzw. umgehen und die exklusiven Schaltungen des D50 für die so wichtige Wandlung heranziehen. Während sämtliche anderen Parameter, wie z.B. die Eingangswahl und die Lautstärkeregelung, weiter über den Verstärker erfolgen, nimmt der D50 die komplette D/A-Wandlung extern vor und sorgt für höhere Transparenz, Klarheit und Präzision.

Wir haben die DAC-Loop-Funktion mit dem H400 ausprobiert und waren von der nochmals verbesserten akustischen Gesamtdarbietung absolut begeistert. Für die Verwendung verbindet man einen Digitalausgang des Verstärkers mit einem Digitaleingang des D50. Wir nehmen dafür das BNC-Kabel aus dem Lieferumfang her. Zusätzlich muss der D50 über XLR mit dem H400 verbunden werden und in beiden Menüs aktiviert man die DAC-Loop-Funktion.

Der H400 kann nun wie bisher weiterverwendet werden mit dem einzigen Unterschied, dass der D50 die D/A-Konvertierung komplett durchführt. Ob man für Netzwerk und USB auch die DAC-Loop-Funktion verwenden möchte, bleibt einem selbst überlassen. Das Menü gibt diese Möglichkeit, unbedingt notwendig ist es aber nicht, da sich in diesem Bereich zumindest keine eklatanten Verbesserungen einstellen. Das sieht auch der Hersteller so.