Quad 3 Test – Kompakter, kraftvoller Stereo-Vollverstärker mit ESS-DAC für anspruchsvolle Musikliebhaber
- Hochwertige Verarbeitung mit massiver Alu-Front und sehr guter Haptik
- Schickes Retro-Design mit 60er-Jahre-Flair
- Kraftvolle Class AB-Verstärkung mit souveräner Pegelfestigkeit
- Fernbedienung wirkt im Vergleich zum Gerät etwas einfach
Fazit:
Technisch ist er sehr gut ausgestattet: Die Class AB-Verstärkung mit großem Ringkerntrafo und hohen Reserven ermöglicht dem Quad 3 seinen geradezu lässigen, sehr souveränen akustischen Auftritt.
Der Name Quad steht bereits seit fast 90 Jahren für britische Audio-Ingenieurskunst auf äußerst hohem Niveau. Legendäre Produkte wie der Quad II Röhrenverstärker, die elektrostatischen ESL-Lautsprecher oder die Quad 33/303 Vor-/Endstufen-Kombination unterstreichen die lange und fortwährende Tradition von Quad.
Quad ist sich über die lange Zeit hinweg stets treu geblieben. Mit einem Fokus auf innovativer Technik, hochwertigen Bauteilen, hoher Natürlichkeit und Authentizität sowie ikonischem Design.
Der neue Quad 3 bleibt ebenfalls komplett auf Linie und setzt die Reihe kompakter Vollverstärker konsequent fort. Mit seiner klassischen Ästhetik erinnert er bewusst an den Quad 22 von 1959, ist jedoch technisch natürlich auf modernstem Stand – inklusive HDMI, Bluetooth, ESS-DAC und Phono-Vorverstärker. Preislich liegt er bei 1.490 Euro.
Verarbeitung und Design
Quad orientiert sich optisch an der Designvorlage des Quad 33 Vorverstärkers. In relativ kompakter Bauweise präsentiert sich das Stereo-Vollverstärkermodell im Retro-Stil und greift dabei auf typische charakteristische Merkmale der 60er Jahre zurück, versieht das Ganze aber mit einem Hauch Moderne.
Vorne macht die massive Aluminium-Frontplatte in Silber haptisch einen sehr wertigen Eindruck. Die vier der Klanganpassung dienlichen Drehregler sind exzellent und plan eingepasst. Unterhalb befindet sich ein orangefarbenes Display, während das Gehäuse mattschwarz gehalten ist. Oben sind zahlreiche Lüftungsschlitze für ein gutes Temperaturmanagement integriert, außerdem im linken Bereich ein Quad-Schriftzug.
Die Kanten sind gerundet, überall wurden die Passungen absolut präzise ausgeführt und sowohl das Chassis als auch die Bedienelemente machen einen ebenso robusten wie eleganten Eindruck. Hier wackelt nichts oder wirkt fragil.
Das gilt auch für den großen Lautstärkedrehregler, der auch als Druckknopf dient. Der Regler läuft nicht absolut rund, aber auch nicht auffallend unsauber. Die Haptik ist hervorragend und orangene LEDs, rund um um den Drehregler angeordnet, geben Auskunft über die aktuelle Lautstärke und setzen einen zusätzlichen Design-Akzent.
Im unteren Bereich sind solide Standfüße mit gummierter Beschichtung montiert, die für rutschfesten und stabilen Stand sorgen. Ganz unten gibt es noch einen 6,3mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer.
Die Abmessungen betragen 300 x 170 x 230 mm (BxHxT) und das Gewicht des Quad 3 liegt bei 5,3 kg.
Technik und Anschlüsse
Der Quad 3 bringt sowohl analoge als auch digitale Schnittstellen mit und ist damit durchaus reichhaltig bestückt. Hier gibt es alles, was der klassische HiFi-Fan, aber auch der moderne Musikstreaming-Enthusiast, begehrt.
Auf der Rückseite links sind die analogen Schnittstellen untergebracht. Es gibt einen Phono-Eingang (MM) sowie zwei weitere Stereo Cinch-Eingänge. Außerdem einen Stereo Pre Out. Die Schnittstellen sind vergoldet und fest montiert.
Direkt daneben sind die ebenfalls vergoldeten und Kunststoff-gekapselten Lautsprecher-Terminals verbaut. Bananenstecker oder Kabel mit etwas größerem Querschnitt kann man hier problemlos anschließen.
Wiederum rechts daneben gibt es einen 12V Trigger In und einen Trigger Out. Dann folgen die digitalen Anschlüsse. Es gibt jeweils einen koaxialen und einen optischen Eingang, außerdem einen USB-Slot vom Typ B, an den man direkt einen PC oder Mac zur digitalen Audiosignalübertragung anschließen kann. Die D/A-Wandlung der Musikinhalte vom Computer findet dann mit dem hochwertigen Konverter im Quad 3 statt. Rechts daneben ist zwar ein weiterer USB-Anschluss vom Typ A zu sehen, Massenspeicher können hier aber nicht angeschlossen werden. Der Slot dient lediglich dem Service.
Final hat der Quad 3 noch einen HDMI-Anschluss mit ARC-Funktion an Bord. Hier lässt sich ein kompatibler Fernseher mit dem Vollverstärker verbinden und die Audiosignalausgabe des TV-Tons, oder auch z.B. einer am Fernseher angeschlossenen Spielekonsole, erfolgt dann über den Quad 3.
Oben befindet sich noch eine Funkantenne, denn auch Bluetooth ist integriert. Für hochwertige Drahtlos-Signalübertragung unterstützt Quad den aptX HD-Codec.
Innen weist der Quad 3 einen hochintegrierten, aber übersichtlichen und sauberen Aufbau auf. Ins Auge sticht direkt der große 235VA-Ringkerntransformator, außerdem die Elektrolyt-Kondensatoren mit einer Siebkapazität von 30.000 µF. Das ist mehr als ausreichend, um satte Dynamiksprünge souverän abzufedern.
Der Quad 3 setzt auf Class AB-Verstärkung und realisiert 2 x 65 Watt an 8 Ohm bzw. 2 x 100 Watt an 4 Ohm. Damit treibt der kompakte Stereo-Vollverstärker auch anspruchsvollere Lautsprecher souverän an. Die D/A-Wandlung übernimmt ein ESS9038Q2M DAC, der exzellente Auflösung und enorme Feindynamik bietet. Hochauflösendes Audio bis 768 kHz/32-Bit sowie DSD 512 wird nativ unterstützt.
Für die Kopfhörerverstärkung sitzt ein separater Current-Feedback-Kopfhörerverstärker im Gerät.
Bedienung
Die Bedienung direkt am Gerät gelingt dank der präzise integrierten Drehregler komfortabel. Der Lautstärkeregler ist mit einer Rasterung versehen. Wenn man ihn drückt, schaltet man den Vollverstärker stumm. Weiterhin stehen ein Quellenwahlregler sowie drei weitere Drehregler für die Klangregelung zur Verfügung. Hier passt man Bässe und Balance sowie das für Quad-typische „Tilt“ an.
Die Bässe können um 3dB angehoben oder abgesenkt werden. Beim Tilt handelt es sich um ein spezielles Quad-Feature, welches trotz Klanganpassung für hohe Ausgewogenheit und ein harmonisches, balanciertes Klangbild sorgt. Der Tilt greift ins Frequenzspektrum ein, ohne die Gesamtlautstärke zu beeinflussen. Je nach Einstellung erfolgt die Wiedergabe wärmer oder etwas nüchterner. Auch die vier Drehregler für die Klangregelung sind gerastert.
Das einzeilige Display ist unterhalb der Regler platziert und zeigt mit schwarzer Schrift auf orangenem Hintergrund Informationen bzgl. des gewählten Eingangs, des zugespielten Dateiformates und dessen Qualität. Die Segment-artige Anzeige bringt ebenfalls schon ein wenig Retro-Feeling mit. Das Display verfügt auch über eine Hintergrundbeleuchtung und ist nicht immer perfekt, aber meist ganz gut abzulesen. Die Beleuchtung kann man auch deaktivieren.
Unterhalb des Displays sitzt, ebenfalls perfekt montiert und plan mit der Frontplatte abschließend, der Power-Button.
Die Fernbedienung im Lieferumfang wirkt deutlich einfacher als das Gerät. Sie ist aus Kunststoff gefertigt, die integrierten gummierten Tasten verfügen aber über einen guten Druckpunkt. Die Form liegt zudem gut in der Hand und man kann auf viele Funktionen des Quad 3 Verstärkers direkt zugreifen.
Im Menü bietet der Quad 3 fünf digitale Filter (Linear Fast, Linear Slow, Minimum Fast, Minimum Slow), die je nach individueller Vorliebe gewählt werden können. Linear Slow mit klaren, sauberen Höhen und kräftigem Bass ist die Standardeinstellung. Linear Fast erscheint nochmals klarer im Hochton und kommt exzellent mit kräftigen Dynamiksprüngen zurecht. Minimum Fast hingegen baut eine besonders gut strukturierte Abbildung und exakte Bühne auf, der Bass ist weiterhin kraftvoll. Minimum Slow ist ein nichtsymmetrischer Filter zur Minimierung von Vorschwingen, außerdem liegt der Fokus auf einem nachdrücklichen Tieftonbereich. Außerdem gibt es noch eine Hybrid-Einstellung, die eine Kombination aus Linear Fast und Minimum Fast darstellt – enorme Impulstreue, klar definierte Höhen und ein kräftiger Bass ist hier gegeben.
Im MQA Mode kann man zwischen Full Decode A und Full Decode B wählen, was letztendlich ein Upsampling der bei der MQA-Dekodierung entstehenden PCM-Audiosignale vermeidet oder erlaubt. Beachten muss man, dass bei aktiviertem Upsampling die digitalen Ausgänge deaktiviert sind und die Ausgabe analog erfolgen muss. Bei deaktiviertem Upsampling der PCM-Signale ist die digitale Ausgabe bis 192kHz Abtastfrequenz möglich. Im Passthrough-Modus wird MQA nicht dekodiert sondern lediglich weitergeleitet.
Weiterhin gibt es den Menüpunkt DPLL für die Veränderung der Bandbreite des Phasenregelkreises des internen D/A-Wandlers. „Normal“ wird für Signale mit geringem Jitter empfohlen, der „Wide“-Modus für Inhalte mit überdurchschnittlich vielen Zeitlauffehlern. In der Regel kann man die Standardeinstellung „Normal“ hier unangetastet lassen.
Mit „Sensitivity“ kann man eine Verstärkung der Analogsignale über AUX1, AUX2 und Phono vornehmen. Es stehen Schritte in 1dB zur Verfügung im Bereich von -6dB bis +6dB.
Insgesamt gelingt die Bedienung komfortabel und intuitiv, auch wenn die Fernbedienung etwas hochwertiger ausfallen könnte. Die weiterführenden Filtereinstellungen sind für anspruchsvolle HiFi-Enthusiasten sinnvoll, können aber bei weniger versierten Anwendern getrost unberücksichtigt bleiben. Die stationären Bedienelemente hingegen sind haptisch hervorragend und auch das einzeilige Display unterstützt beim Handling.
Klang
Während unserer Klangtestreihen kann sich der Quad 3 Stereo-Vollverstärker mit einer ausgewogenen Kombination aus Transparenz, Detaillierung und hoher Souveränität und Kontrolle behaupten. Seine Stärken liegen in der klar strukturierten, fein aufgelösten Wiedergabe mit sauberer Instrumentaltrennung und äußerst realistischer räumlicher Abbildung. Die Bühne ist sowohl in der Breite als auch in der Tiefe sehr gut gestaffelt und die dreidimensionale, plastische Modellierung der Kulisse gelingt besonders glaubwürdig.
Stets homogen wirkt das Klangbild und begeistert mit einem harmonischen Zusammenspiel aller Einzelkomponenten. Kraftvoll tritt der kompakte Stereo-Vollverstärker auf, geradezu lässig meistert er Dynamiksprünge und zeigt auch bei hoher Lautstärke eine tadellose Impulstreue. Unangenehm wird der Quad 3 nie, auch überspitzte Höhen oder einen aggressiven Unterton kann man, selbst wenn man das Gerät stark fordert, nicht entlocken.
Feindynamische Nuancen werden präzise herausgearbeitet und der Quad 3 bleibt, unabhängig des Pegels und des gewählten Musikgenres, durchweg verzerrungsarm und kontrolliert. Hier ist langes Hören ohne Ermüdungserscheinungen problemlos möglich.
Der ausgewogenen, harmonischen Auslegung bleibt er durchgängig treu. Höhen werden zwar fein detailliert und mit stimmiger Prägnanz wiedergegeben, wirken aber stets angenehm. Die Mitten wirken sehr natürlich und sind klar durchhörbar, während der Bassheit mit Straffheit überzeugt und sehr trocken und akkurat erklingt. Für seine Größe und schließlich auch für die Preisklasse liefert er eine überraschend reife und fein differenzierte akustische Performance.
Fazit
Der Quad 3 Stereo-Vollverstärker trifft ins Schwarze und setzt, wie vom Hersteller versprochen, die Erfolgsgeschichte ikonischer Verstärkerdesigns der Briten konsequent fort. Mit hochwertiger Materialwahl, exakter Passgenauigkeit und einem ebenso optisch ansprechendem wie intuitivem Bedienkonzept sorgt er bereits für einen sehr positiven Gesamteindruck.
Technisch ist er sehr gut ausgestattet: Die Class AB-Verstärkung mit großem Ringkerntrafo und hohen Reserven ermöglicht dem Quad 3 seinen geradezu lässigen, sehr souveränen akustischen Auftritt. Die Räumlichkeit ist nicht nur stark ausgeprägt, sondern auch glaubwürdig und fein differenziert. Stimmen gelingen natürlich, charakteristisch und klar, dynamisch präsentiert er sich stets kontrolliert und durchzugsstark. Auch höherer Pegel kann ihm praktisch nichts anhaben. Tonalität sowie auch Struktur und Transparenz bleiben durchweg auf sehr hohem Niveau.
Auch was die Anschlüsse und Schnittstellen betrifft, verbindet Quad hier gekonnt Tradition und Moderne. Analoge Cinch-Buchsen inklusive Phono-MM-Input, HDMI ARC, USB-DAC und Bluetooth mit aptX HD machen das Gerät zum vielseitigen Zentrum in der HiFi-Kette.
Pro und Kontra
- Hochwertige Verarbeitung mit massiver Alu-Front und sehr guter Haptik
- Schickes Retro-Design mit 60er-Jahre-Flair
- Kraftvolle Class AB-Verstärkung mit souveräner Pegelfestigkeit
- Sehr gute räumliche Abbildung und präzise Instrumentaltrennung
- Sehr homogenes Klangbild
- Exzellenter ESS D/A-Wandler
- Klangregelung integriert inkl. Quad-typischem „Tilt“
- Analoge und digitale Anschlüsse inklusive Phono MM, HDMI ARC und USB-DAC
- Bluetooth mit aptX HD integriert