Denon AVC-X4700H - 9.2-Kanal-AV-Verstärker im Test

Der Denon AVC-X4700H, wahlweise in klassischem Schwarz oder in Premiumsilber, kommt den Traumvorstellungen eines jeden Mehrkanal-Liebhabers sehr nahe: Das beginnt bereits bei der kompletten Ausstattung. Mit neun kraftvollen analogen Endstufen ausgestattet, von denen jede einzelne bis zu 200 Watt freisetzen kann, ist zudem die Basis für einen kraftvollen, mitreißenden Klang gegeben. Der AVC-X4700H decodiert zudem nicht nur Dolby Atmos, DTS:X und IMAX Enhanced, sondern auch Auro-3D. Die zugehörigen Aufpolierer Dolby Surround, DTS Neural:X und Auro-Matic sind natürlich auch mit dabei. Dank der „Cross Upmixing“ Funktion kann der Anwender selbst entscheiden, mit welchem Aufpolierer das Quellmaterial behandelt werden soll. So ist es problemlos möglich, z.B. einen in DTS-HD vorliegenden Inhalt mittels Auro-Matic für die 3D Audio-Wiedergabe fit zu machen.  Auch ein Key Feature des AVC-X4700H ist die Möglichkeit, in der Vorstufe bis zu 11.2 Kanäle zu decodieren zu können. Möchte man also später ein noch größeres Lautsprecher-Setup unterstützen, benötigt man lediglich eine weitere Stereoendstufe, um z.B. eine 7.2.4 Konfiguration zu verwenden.

Nahezu perfekt gerüstet präsentiert sich der AVC-X4700H auch für die 8K-Ära, die gerade Fahrt aufnimmt.  Die HDMI-Sektion ist voll 8K-kompatibel und bietet auch ein spezielles 8K HDMI-Terminal. 8K/60 Hz unterstützt der 4700H genauso wie 4K/120 Hz HFR (High Frame Rate). Dass alle in der Praxis wichtigen HDR-Formate vom Denon akzeptiert werden, ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. HDR10, HDR10+, HLG sowie Dolby Vision stellen eine höchstmögliche Flexibilität sicher. 

Damit man TV und AV-Verstärker komfortabel mit nur einem HDMI-Kabel miteinander verbinden kann, verfügt der AVC-X4700H über eARC (enhanced Audio Return Channel). Selbst Serien und Filme von VoD-Services, die eine Dolby Atmos Tonspur besitzen, können so direkt über den AVC-X4700H wiedergegeben werden.

QMS (Quick Media Switching) kommt als Feature für die HDMI-Sektion hinzu und bewirkt, dass man zwischen verschiedenen Auflösungen und Bildwiederholraten umschalten kann, ohne dass während des Umschaltens ein schwarzer Bildschirm stört. Es finden sich noch weitere zusätzliche HDMI-Features, die den AVC-X4700H zum Beispiel für anspruchsvolle Gamer prädestinieren. Dazu gehören die Variable Refresh Rate (VRR), ALLM (Automatic Low Latency Mode) und QFT (Quick Frame Transport).

Der AVC-X4700H und andere Denon 2020er Modelle (so andere AV-Verstärker wie der AVC-X3700H, AVC-X6700H und der AVC-X110) sind in der Lage, niedriger auflösende, eingehende Signale auf bis zu 8K hochzuskalieren.

Neu an Bord beim Denon AVC-X4700H befindet sich der sogenannte Vorverstärker-Modus, bei dessen Verwendung alle internen Endstufen deaktiviert werden. Dies ist dann nützlich, wenn man den 4700H als reine Vorstufe in Verbindung mit externen Endstufen nutzt. Ferner integrieren die Japaner das „Dual Speaker Setup“. Bei diesem Feature ist es möglich, zwischen zwei gespeicherten Lautsprecher-Konfigurationen direkt hin- und herzuschalten. Was das Lautsprecher-Einmess- und Room EQ-System betrifft, setzt Denon auch beim 4700H auf das bewährte Audyssey MultEQ XT32. Die automatische Einmessung an bis zu acht Hörpositionen funktioniert problemlos und ist in den Assistenten für die erste Einrichtung eingebunden.

Ein „guter alter Bekannter“ ist das talentierte Heos-Streaming-Modul, dessen Steuerung über die Heos-App erfolgt. Der Zugriff auf zahlreiche Musik-Streamingdienste wie Spotify, Deezer oder Tidal ist ebenso möglich wie das Abspielen von Musik, die sich auf PCs, Notebooks, Homeservern und NAS-Systemen oder auf dem  Smartphone/Tablet befindet. Als Internet-Radioplattform befindet sich das beliebte TuneIn an Bord.

Der AVC-X4700H offeriert die Unterstützung für wichtige Hi-Res-Audio-Formate wie FLAC, ALAC, WAV oder AIFF sowie DSD (bis 5,6 MHz).  Apple AirPlay 2 als elementares Ausstattungsmerkmal bringt der Denon AV-Verstärker selbstredend auch mit. Des Weiteren ist der 4700H zu den drei gängigen Sprachassistenten (Apple Siri, Google Assistant, Amazon Alexa) kompatibel. Um dieses Feature verwenden zu können, muss ein mit Mikrofonen ausgestatteter Smart Lautsprecher zur Verfügung stehen. Zu guter Letzt ist der AV-Verstärker Roon-Tested und kann in ein Roon-System integriert werden.  

Der AVC-X4700H wird sofort als Denon-Familienmitglied erkannt. Allerdings wurde das traditionelle Design mit jeder Generation moderner und eleganter. Daher ist der 4700H eine nahezu perfekte Mischung aus typischen Denon-Genen und aktuellem optischem Chic. Die Gerätefrontblende besteht aus gebürstetem Aluminium. Die zwei großen, gut geführten Drehregler für Quellwahl und Lautstärke umgeben ein zweizeiliges, dimmbares Punktmatrix-Display. Unterhalb des Displays ist eine Klappe untergebracht, unter der sich weitere Bedienelemente wie eine komplette Navigationseinheit sowie die Front-Anschlüsse, z.B. für Kopfhörer und das Audyssey-Messmikrofon, befinden. Denon ist bekannt dafür, auch bei Details hochwertige Lösungen anzubieten. Diese Sorgfalt zeigt sich beim 4700H zum Beispiel anhand der soliden Gerätestandfüße oder der sehr geringen Spaltmaße bei der gesamten Gehäuseverarbeitung.

„Außen hui, innen pfui“ – nicht bei Denon. Denn ein technisch kompromissloser und durchdachter Aufbau innen gehörte schon immer mit dazu. Da macht der AVC-X4700H keine Ausnahme und setzt Akzente mit dem konsequent diskreten Aufbau der Verstärkersektion, zudem hat jede der neun Endstufen identische Arbeitsbedingungen. Die Kühlkörper bestehen nicht aus Blech, sondern auch Aluminium. Alle Baugruppen, so die leistungsstarken DSP-Chips oder die äußerst präzisen Digital-Analog-Wandler, sind von Premium-Herstellern.

Maximal 200 Watt, so wie bereits in der Einleitung erwähnt, stemmen die analogen Endstufen. Zu loben ist das durchdachte Kühlkonzept. Auch, wenn man mehrere Stunden mit 70 Prozent der maximal möglichen Lautstärke hört, erhitzt sich der 4700H nicht über Gebühr. Zu bedenken wäre aber, dass beim Verstärkungsprozess durch analoge Endstufen grundsätzlich Verlustwärme entsteht. Daher ist es sinnvoll, dem Denon „Luft zum Atmen“ zu geben und ihn nicht in ein Rack zu quetschen. Auf keinen Fall sollte man ein Gerät auf den AV-Verstärker stellen.

Decodiert werden unter anderem Dolby Atmos, DTS:X, Auro-3D und IMAX Enhanced. Auch schon in der Einleitung genannt wurde das Audyssey MultEQ XT32 Lautsprecher-Einmesssstem mit bis zu acht einmessbaren Hörpositionen.

Der Zukunft aufgeschlossen zeigt sich der AVC-X4700H durch die vollständige 8K-Kompatibilität. Ein spezieller 8K-HDMI-Anschluss und zahlreiche HDMI-Features, auch für die Besitzer moderner Spielekonsolen, sind ebenso vorhanden wie die Option, niedriger auflösende Eingangssignale auf bis zu 8K hochzurechnen. Die Kompatibilität zu 8K/60 Hz und zu 4K 120 Hz High Frame Rate (HFR) sind dafür verantwortlich, dass der Denon zur Entertainment-Zentrale im Wohnzimmer oder Heimkino wird.

An Anschlüssen bietet der AVC-X4700H sieben HDMI-Eingänge hinten sowie gleich drei HDMI-Ausgänge. Ein achter HDMI-Eingang befindet sich vorne unter der Klappe auf der Frontblende. Die HDMI-Slots sind konform zum Standard HDMI 2.1 mit HDCP 2.3. Der AVR-X4700H offeriert selbstverständlich Dualband-WLAN (2,4/5 GHz) und Bluetooth. Somit sind komfortablem und zuverlässigem drahtlosem Streaming kaum Grenzen gesetzt.

An weiteren Terminals finden sich eine RJ45 Ethernet-Schnittstelle, eine RS232-Schnittstelle, 2 x Trigger-Out sowie zwei koaxiale und zwei optische Digitaleingänge.

Auf der Rückseite stößt man auch auf fünf analoge Cinch-Audioeingänge und auf einen dedizierten Cinch Phono-Eingang. Da die Vorstufe maximal 11.2 Kanäle verarbeiten kann, ist auch ein 11.2 Pre-Out auf der Rückseite zu finden. Überdies gibt es, für kabelbasierte Mehrzonen-Installationen, Cinch-Ausgänge für Zone 2 und Zone 3 (Stereo).

Auch der Anschluss älterer analoger Video-Quellen ist nach wie vor möglich. Drei FBAS-Eingänge (plus zwei Ausgänge) und die beiden Komponentenvideo-Eingänge (plus einen Ausgang) lassen auch die Option zu, z.B. noch den liebgewonnenen LaserDisc-Player mit dem 4700H zu verbinden.

Etwas Kritik gibt es für die nicht besonders hochwertig erscheinenden Lautsprecherkabel-Schraubanschlüsse. Hier wären edlere Varianten, z.B. mit Acrylglas-Ummantelung, die bessere Option.

Der Denon AVC-X4700H ist mit Denons zuverlässigem und flexiblem Heos-Modul ausgerüstet. Damit sämtliche Heos-Funktionen auch tatsächlich verwendet werden können, installiert man die Heos-App auf dem Smartphone oder auf dem Tablet. Im Anschluss wird der 4700H schnell von der App erkannt und ist in wenigen Schritten eingerichtet.

Man kann dem 4700H eine eigene Hörzone und einen eigenen Raumnamen zuweisen, damit er in einem Multiroom-Netzwerk eindeutig zu identifizieren ist. Innerhalb der App ist es dem Anwender möglich, auf viele große Musik-Streamingdienste zugreifen, so z.B. Tidal, Spotify, SoundCloud oder Deezer. Bedenken sollte man, dass sich jeder Musik-Streamingdienst nur in Verbindung mit einem entsprechenden Abonnement (rund 10 EUR/Monat) nutzen lässt.

Über Tune In kann man Tausende von Internet Radio-Stationen aus dem In- und Ausland auswählen. Entsprechend kompatible Musikdateien, die vom PC, Mac, vom Notebook, Home Servern und NAS-Systemen kommen, kann der 4700H natürlich auch wiedergegeben.  Musik von Smartphone oder Tablet wird entweder per Netzwerk- oder über Bluetooth-Streaming abgespielt.

Was Hi-Res-Audio-Dateien angeht, zeigt sich der 4700H gegenüber WAV, FLAC, ALAC, AIFF und DSD (DSD bis 5,6 MHz) aufgeschlossen. Was fehlt, ist die Kompatibilität zu MQA (Titel in Tidal Master Quality setzen beispielsweise auf MQA) und zu DSD 11,2 MHz. Der AVC-X4700H verfügt über ein ist Apple AirPlay 2-Zerfitikat und ist „Roon tested“.

Zu erwähnen wäre noch, dass man den 4700H in Verbindung mit Smart Speakern einsetzen kann, um ihn per Sprachbefehl zu steuern. Ganz gleich, ob Amazon Alexa, Apple Siri oder Google Assistant: Der Denon ist zu allen drei Sprachassistenten kompatibel.

Der AVC-X4700H lässt sich einfach handhaben. Das verdient größtes Lob, schließlich steht dem Anwender ein enormer Funktionsumfang zur Verfügung, was eigentlich die Annahme stärkt, dass sich dieser nicht ohne gewisse Vorkenntnisse komfortabel beherrschen lässt. Doch dank des Denon/Marantz-Assistenten für die erste Einrichtung kann man den AV-Verstärker ohne Probleme in Betrieb nehmen. Das verwendete Lautsprecher-Layout, die Einmessung des gesamten Lautsprechersystems, die Einbindung ins Netzwerk, die Verbindung zwischen Verstärker und TV sowie die Zuweisung aller Quellgeräte sind in dieser ersten Einrichtung enthalten. Der Assistent wurde mit jeder neuen Generation stetig verfeinert und optimiert. Eine Mischung aus Hilfetexten und begleitenden Grafiken sorgt dafür, dass die Inbetriebnahme jeden Schrecken verliert, und schon nach einer halben Stunde ist alles erledigt. Die mitgelieferte Fernbedienung ist relativ übersichtlich, zudem ist der Druckpunkt der Tasten ordentlich definiert. Das Display des 4700H ist tadellos ablesbar, wenn auch hinsichtlich der gebotenen Auflösung nicht mehr auf neuestem Stand.

Lichtmond – The Journey 1 + The Journey 2 in Dolby Atmos ist eine Herausforderung für jeden AV-Verstärker/Receiver. Denn hier trifft eine ungeheure akustische Macht ein, die geschmeidige Endstufen und eine präzise arbeitende Vorverstärkersektion zwingend notwendig macht. Der 4700H gibt sich hier keine Blöße. Aufgrund der Kraft seiner Endstufen ist er keinesfalls zwingend auf die Unterstützung durch einen aktiven Subwoofer angewiesen. Große Standlautsprecher mit entsprechender Leistungsfähigkeit im Tiefbassbereich steuert er souverän an. Verwendet man doch einen aktiven Bassisten, so wird auch dieser sauber, stets linear, angesteuert. Man sollte hier aber auf einen Subwoofer setzen, der bezüglich seiner Hochwertigkeit zum Denon AV-Verstärker passt. Auch ansonsten beeindruckt uns der 4700H: Das exzellente Auflösungsvermögen, das dichte räumliche Gefühl und die feine Differenzierung der unterschiedlichen musikalischen Ebenen sind bestechend.

Die Ultra HD Blu-ray des Sci-Fi Klassikers „Independence Day“ ist mit einer explosiven DTS:X Tonspur ausgestattet. Der Denon AVC-X4700H setzt gleich zu Beginn des Films Akzente, als das Alien-Mutterschiff den Mond passiert. Das heftige Bassgefüge arbeitet er mit klarer Struktur heraus. Während des gesamten Films überzeugt die Präsentation des Music Scores auf ganzer Linie: So wird ein intensiver Spannungsbogen aufgebaut, der den Zuhörer mitreißt. Als sich Erdenbürger und Aliens erbitterte Luftschlachten liefern, helfen dem Denon die großzügigen Reserven seiner Endstufen: Er ist in der Lage, ohne Schwierigkeiten alle parallel ablaufenden akustischen Ereignisse mit akkurater Detaillierung wiederzugeben.

Musik in Stereo kann man mit dem AVC-X4700H ebenfalls auf hohem Niveau hören, auch dann, wenn es sich um High Resolution Audio-Dateien mit erweitertem Dynamikumfang handelt. So z.B. „Nessun Dorma“, die weltberühmte Arie aus Puccins „Turandot“, gesungen von Jonas Kaufmann. Der komplexe Titel liegt in FLAC 96 kHz/24-Bit vor. Die Stimme von Jonas ist zu jeder Zeit klar strukturiert, auch dann, wenn man kräftig am Lautstärkeregler dreht. Der Chor, der nach einiger Zeit einsetzt, weist ebenfalls saubere Konturen auf. Die Trennung von Stimmen und Instrumenten gelingt außergewöhnlich gut. Hören wir uns „Land Of Confusion“ in der Version von Disturbed an. Die E-Gitarre und die gewollt aggressive Stimme des Sängers bereitet der 4700H authentisch auf. Er entfaltet ein ausgezeichnetes räumliches Gefühl und schafft es selbst bei großer Lautstärke, stimmtypische Charakteristika noch herauszuarbeiten.  Der Bassbereich mit dem soliden, kräftigen, zugleich exakten Fundament ergänzt die positiven Eindrücke.

aktueller Kaufpreis sind sicherlich eine Menge Geld, doch der Denon AVC-X4700H ist jeden Cent davon wert. Die Mischung aus hochklassiger Ausstattung, feiner Verarbeitung und überragender akustischer Leistungsfähigkeit sorgt nicht nur für Zufriedenheit, sondern für pure Begeisterung. Auch, wenn man gern laut hört, ist der 4700H die richtige Wahl. Die geschmeidig antretenden Endstufen sind nicht nur für Filmton, sondern auch für Musik eine hervorragende Wahl. Die Vorstufe decodiert bis zu 11.2 Kanäle und erweist sich durch integrierte Decoder für DTS:X, Dolby Atmos und Auro-3D als sehr flexibel. Mit an Bord befindet sich auch eine 8K-fähige Videosektion, die sogar eingehende Signale auf bis zu 8K hochrechnen kann. Das Denon-Konzept geht auch hinsichtlich der Bedienbarkeit voll auf. Der integrierte Assistent für die erste Einrichtung macht es weniger versierten Anwendern einfach, den 4700H in Betrieb zu nehmen. Optisch kommt der multimedial talentierte Neunkanal-Verstärker zeitlos, hochwertig und elegant daher. Das Resümee unseres Tests fällt daher eindeutig aus: Für seinen Kaufpreis ist der AVC-X4700H einsame Spitze, und das ohne jede Einschränkung.