Tests für Lehmannaudio Linear II
Expertenmeinungen und Testberichte zum Artikel

Lehmann Audio Linear II bei AUDIO im Test
Autor: Stefan Schickedanz, AUDIO
Unsere Zusammenfassung
Dabei zeigte sich der Autor beeindruckt von der klanglichen Zurückhaltung des Geräts, die er nicht als Mangel, sondern als herausragende Qualität verstand. Der Linear II falle gerade dadurch positiv auf, dass er sich klanglich vollkommen zurücknehme und die Musik völlig unverfälscht durchlasse. In seinen Worten: „Der Linear II klingt nicht!“
Was zunächst wie ein Tadel klingen mag, sei in Wahrheit ein Kompliment auf höchstem Niveau. Laut Schickedanz schaffe es der Verstärker, mit seinem hochwertigen Aufbau – darunter Ringkerntrafo, diskret konstruierte Class-A-Ausgangsstufe, Alps-Potentiometer und sorgfältig verarbeitete Low-Z-Kupferleiter – ein Hörerlebnis zu erzeugen, das nahezu vergessen lasse, dass man überhaupt einen Kopfhörer trage. Selbst in Kombination mit dem anspruchsvollen, ohrumschließenden Sennheiser HD 800 S biete der Linear II eine derart durchlässige und natürliche Wiedergabe, dass die Technik völlig in den Hintergrund trete.
Die Homogenität, räumliche Abbildung und emotionale Dichte der Musikwiedergabe zählten laut Testbericht zu den großen Stärken dieses Kopfhörerverstärkers. Der Linear II könne mit seiner fein abgestimmten, musikalisch überzeugenden Darbietung sogar neue Begeisterung bei bisher Kopfhörer-uninteressierten Hörern wecken.
Fazit
Seine Füße wurden geschaffen, um Schwingungen zu vermeiden. Dafür wippten unsere Füße umso mehr. Extreme Neutralität, ein tiefer, sauberer, niemals übertriebener Bass mit exzellenter Kontrolle vereinen sich mit klaren Stimmen, die wohligen Schmelz besitzen, und weiter Raum begeistern sogar Kopfhörermuffel.

Lehmannaudio Linear II im Test bei lite
Autor: Volker Frech, lite
Testauszug
"...beim Betätigen des Volumenreglers fällt uns auf, mit welch wunderbarer Gleichmäßigkeit sich die Lautstärke steigert. Sie bleibt dabei klanglich absolut konstant, egal, ob wir im unteren oder oberen Regelbereich agieren. Der Linear II macht seinem Namen also alle Ehre. Die Leistungsfähigkeit des Verstärkers und die Reserven der üppigen Stromversorgung bewirken zudem eine ungemein ruhige, entspannte Wiedergabe – auch mit dem Focal Utopia, der ein Meister darin ist, kleinste Details sehr deutlich herauszuarbeiten. Hinzu kommt eine herrlich klare Wiedergabe mit einer tollen Plastizität und einer wunderbar großzügigen Räumlichkeit. Das merken wir im Vergleich mit dem kleinen Lehmannaudio Drachenfels: Beim Linear II ist die Bühne deutlich größer und tiefer, die Abbildung signifikant realer und griffiger. Das fällt uns gleich mit dem Beginn unseres ersten Test-Track auf: Wir wählen „Caverna Magica“ des New Age-Musikers und Harfen-Virtuosen Andreas Vollenweider – und dieser Track startet mit einem aufschlussreichen Hörspiel.
Wir begleiten als unsichtbare Dritte einen Mann und eine Frau, die den Eingang einer geheimnisvollen Höhle entdecken und sie erst neugierig und dann erstaunt betreten – wie wir, denn es ist grandios, mit welcher Intensität wir mit dem Einstieg in die Höhle auch die Veränderung des Ambientes wahrnehmen! Der Rundgang in der Kaverne samt links und rechts von uns niederfallenden Wassertropfen ist ebenfalls ein akustisches Spektakel. Dieses Spektakel fällt mit den verschiedenen Kopfhörern verschieden aus: Der Focal Utopia heftet uns direkt an die Fersen des Paares, der Aeon2 Closed weist uns die Rolle als nüchterner, etwas Abstand wahrender Beobachter zu, der HEDDphone hingegen rückt die Schallereignisse weiter von uns entfernt in den hörbaren Raum statt sie uns direkt vor den Kopf zu setzen. Jede Wiedergabe hat ihren Reiz – und das Schöne ist: Die Unterschiede der verschiedenen Schallwandler sind derart deutlich zu hören, weil der Lehmannaudio so sauber und neutral verstärkt.
Diese Neutralität hat Monitor-Qualitäten, wie sie auch im Studio-Bereich gefragt sind. Sie ermöglichen ein langes, stressfreies Hören. Das gilt dank der tollen Transparenz selbst für reichhaltig instrumentierte und vielschichtig arrangierte Stücke wie „Caverna Magica“: Zu Vollenweiders Harfe stoßen mit Flöte, Mundharmonika, Oud, Guzheng, E-Gitarre, Keyboards, Percussion und Schlagzeug zahlreiche Instrumente sowie Gesang. Daraus hat Vollenweider einen dichten Klangteppich gewoben. Trotzdem nehmen wir mit Leichtigkeit jedes Instrument mit seinem spezifischen Klang, aber auch seinen eigenen Spielgeräuschen wahr. So stellt sich das „wie echt“-Gefühl ein. Das stressfreie Hören ermöglicht der Linear II ebenso bei hochdynamischer Musik wie „Outbreak“ von Dennis Chambers: Der Schlagzeug-Großmeister liefert bei dieser Fusion-Nummer ein megakomplexes, aber stets groovendes Drumming-Feuerwerk. Auch seine kongenialen Mitmusiker an Bass, Keyboard und Saxophon leben ihre Virtuosität aus. Das kann, je nach Abhör-Equipment, anstrengend bis ermüdend sein. Hier jedoch ist „Outbreak“ ein Hochgenuss, wir wippen schon nach wenigen Takten unwillkürlich mit dem Kopf.
Was bewirken nun die Füße? Das lässt sich dank der kompakten Maße und des geringen Gewichts des Verstärkers ziemlich leicht überprüfen: Wir drehen den Linear II einfach um. Er liegt nun unmittelbar mit dem bloßen Gehäuse auf dem Rack. So begeben wir uns jetzt in den Konzertsaal: Im Nationaltheater München führt das Bayerische Staatsorchester unter Zubin Mehta das Vorspiel der „Walküre“ von Richard Wagner auf. Dieses Orchestervorspiel vermittelt von Beginn an eine spannungsgeladene, bedrohliche Atmosphäre: Geigen und Bratschen intonieren ein nervöses Tremolo, das mit schnell an- und abschwellender Lautstärke für Unruhe sorgt, die Celli und Bässe spielen ein sich wiederholendes Motiv in düsterem Moll und mit stechenden, abgehackten Staccato-Tönen. Klare Sache: Hier droht Unheil. Dank der exzellenten Dynamik und der großen Bühne, die der Linear II dem Orchester bereitet, ist das ein herrlich dreidimensionales, plastisches Erlebnis. Bereits jetzt wähnen wir uns auf den besten Plätzen des Nationaltheaters.
Nun stellen wir den Linear II wieder richtig herum und damit auf seine Füße – und das hat Folgen: Beim Tremolo der Violinen und Violen ist der Bogenstrich präziser zu hören. Dadurch vermittelt dieses konzertierte Zittern eine noch größere Nervosität. Das An- und Abschwellen des Tons gewinnt nun an Eindringlichkeit und erregt so auch das gewollte Unbehagen. Die Staccati der Celli und Kontrabässe sind jetzt akzentuierter und haben eine größere Grimmigkeit, die tiefen Töne besitzen zudem mehr Definition. Gerade bei den später auftauchenden schnelleren Tonfolgen ist statt des zuvor etwas unklaren Grummelns nun deutlich die Intervallfolge zu hören. Das alles steigert die Intensität der bedrohlichen Atmosphäre, die Wagner in diese Walküre-Einleitung einkomponiert hat und die das Orchester in dieser tollen Einspielung vermittelt. Das wiederum sorgt für mehr Emotionen. Die Musik berührt uns mehr und steigert unser Erleben: Das dräuende Unheil der Götterdämmerung können wir jetzt geradezu spüren."
Bewertung
- superbe Klarheit und Auflösung
- exzellente Fein- und Grobdynamik
- überaus räumliche Abbildung und plastische Darstellung
- absolut akkurater Kanalgleichlauf
- perfekte Gängigkeit des Volumen-Potis
- ausgezeichneter Rauschabstand selbst bei hohen Pegeln und Gain-Einstellungen
- Gain-Anpassung erlaubt auch den Betrieb leistungsfordernder Kopfhörer (z.B. Magnetostaten, AMT)
- zwei gleichzeitig nutzbare Kopfhöreranschlüsse
- automatische Abschaltung des Line Out bei Nutzung des linken Kopfhörer-Ausgangs
- vibrationsdämpfende Gerätefüße
- kompaktes Design
Fazit
Besser geht immer – das beweist Lehmannaudio mit dem Upgrade seines Referenz-Kopfhörerverstärkers: Mit noch hochwertigeren Bauteilen, neuer Platinen-Technologie und den vibrationsabsorbierenden 3S-Gerätefüßen liefert der Lehmannaudio Linear II eine Wiedergabe, die durch superbe Klarheit und Auflösung glänzt, eine überaus räumliche Abbildung und eine regelrecht griffige plastische Darstellung bietet. Dabei bleibt der im Class-A-Betrieb agierende Verstärker neutral und sorgt für eine ruhige und entspannte Wiedergabe. Dazu trägt auch seine üppige, reservenreiche Stromversorgung bei. Mit der mehrstufigen Gain-Anpassung treibt er dann selbst fordernde Kopfhörer locker an. Diesen Hochgenuss bietet er über gleich zwei Ausgänge sogar einem Kopfhörer-Duo an. Aufgrund seines Pre Outs ist er sogar als Vorstufe einsetzbar. So glänzt der Linear II als kompakte Referenz.