AV-Verstärker-/Receiver Blitz-Check: Was ist wirklich wichtig?
Der AV-Verstärker/-Receiver-Markt nimmt wieder Fahrt auf. Nachdem sich in der ersten Jahreshälfte 2020 eher wenig getan hat, folgten dann doch einige sehr interessante Neuheiten. Denon und Marantz haben es sich auf die Fahnen geschrieben, fast nur noch AV-Verstärker anzubieten. Diese überzeugen mit voller 8K-Kompatibilität (dedizierte HDMI 8K-Terminals hinten). Auch NAD hat ein neues Modell, den T 778, eingeführt, allerdings noch ohne volle 8K-Kompatibilität. Bei Yamaha erwarten wir noch die AV-Receiver/-Verstärkerneuheiten. Unten stehend haben wir nun einige Ausstattungsmerkmale aufgeführt, die ein guter AV-Receiver/AV-Verstärker benötigt, der dem aktuellen technischen Stand entspricht.
Mindestens Decoder für Dolby Atmos und DTS:X.
Die objektbasierten Audioformate sind Garanten für ein dreidimensionales Hörerlebnis mit Überkopf-Ebene. Das heißt: Mittels Decken- oder Top Firing-Lautsprechern wird auch über den Köpfen der Zuhörer eine akustische Ebene erzeugt. Handelt es sich um native Dolby Atmos- oder DTS:X Tonspuren, so wird der Klang nicht mehr, wie früher, mit festgelegten Kanälen realisiert. Bei diesen Normen ist nur noch die Basis kanalbasiert. Alle weiteren Effekte werden als „Audio-Objekte“ in Echtzeit vom AV-Verstärker-/Receiver verarbeitet und in Abhängigkeit des verwendeten Lautsprecher-Setups präzise platziert. Herkömmliche Tonspuren, z.B. in DTS-HD oder Dolby TrueHD, kann man mittels sogenannter Audio-Upscaler (Dolby Surround, DTS Neural:X) „fit“ machen für die Wiedergabe auch über die Höhen-Lautsprecher. Meist gebräuchlich in der Praxis sind zwei oder vier Höhenlautsprecher. Schön ist, wenn der AV-Verstärker-/Receiver auch noch über Auro-3D als dritten der objektbasierten Audiostandards verfügt. Selektierte Modelle von Arcam, Denon oder Marantz bringen Auro-3D als zusätzliches System mit.Zwar gibt es relativ wenig Software in nativem Auro-3D. Dafür aber ist der Upscaler „Auro-Matic“ der beste auf dem Markt. Dank der Tatsache, dass z.B. bei Denon & Marantz sogenanntes „Cross-Upmixing“ möglich ist, kann man mit Auro-Matic auch Tonspuren, die in DTS oder Dolby vorliegen, nachbehandeln.
Mindenstens sieben eingebaute Endstufen
Damit kann man eine Konfiguration mit zwei Höhen-Lautsprechern betreiben (5.1.2). Noch besser sind neun Endstufen. Dann kann man auch Konfigurationen mit vier Höhen-Lautsprechern oder zwei Höhen-Lautsprechern und Surround Back-Lautsprechern betreiben. Extrem flexibel sind AV-Verstärker/Receiver mit elf Endstufen. Damit ist es z.B. auch möglich, vier Höhenlautsprecher und zwei weitere Surround Back-Lautsprecher anzutreiben.
Wichtig: Wer Radio hören möchte, muss zu einem AV-Receiver greifen.
Genug HDMI-Eingänge
Meistens haben gerade hochwertige AV-Receiver oder AV-Verstärker viel zu viele und nicht zu wenige HDMI-Eingänge. Sieben oder gar acht sind keine Seltenheit. Wenn man auch HDR-Equipment (Ultra HD Blu-ray-Player, Spielekonsole) anschließen möchte, ist es sehr wichtig, dass die HDMI-Slots zu den gängigen High Dynamic Range (HDR) Formaten HDR10 und Dolby Vision kompatibel sind. Sehr wichtig ist, dass über HDMI eARC (Enhanced Audio Return Channel) unterstützt wird. Bei ARC war schon das Prinzip, dass der AV-Verstärker oder -Receiver sozusagen als „externes Lautsprechersystem“ für den TV gearbeitet hat. Wenn man zum Beispiel Filme von Netflix oder Amazon Prime Video gestreamt hat, konnte der Sound vom AV-Verstärker/Receiver wiedergegeben werden. Natürlich klappte dies auch bei normalem Live TV-Programm. Nun, bei eARC, kann sogar Dolby Atmos übertragen werden. Das ist insofern von Bedeutung, dass es immer mehr Serien & Filme auf VoD-Portalen gibt, die eine Dolby Atmos-Tonspur aufweisen.
Moderne HDMI-Eingänge
Wer ein 8K-Display verwendet, sollte zu einem AV-Verstärker oder -Receiver greifen, der über dedizierte 8K-HDMI-Slots verfügt. Allerdings sollte man dann auch einen 8K-fähigen Zuspieler besitzen, aktuell gibt es da noch kaum etwas. Anders sieht es aber bei selektierten neuen Marantz & Denon AV-Verstärkern/Receivern des Jahrgangs 2020 aus. Denn diese sind in der Lage, Inhalte auf bis zu 8K hochzuskalieren und an ein 8K-Display weiterzuleiten.
Bluetooth und Dualband-WLAN
Bluetooth und ein empfangsstarkes Dualband-WLAN sind wichtige Grundvoraussetzungen für flexible Anwendungsmöglichkeiten. Mittlerweile ist beides Standard. Nur wenige Modelle der Einstiegsklasse bieten nur Bluetooth, aber keinerlei Netzwerk-Funktionen und somit auch kein WLAN.
Streaming-Modul
Kaum ein anderes Feature hat sich so stark durchgesetzt wie ein integriertes Streaming-Modul. Meist kann der AV-Receiver oder AV-Verstärker entweder kabellos über WLAN oder aber kabelbasiert über die Ethernet-Schnittstelle ins heimische Netzwerk eingebunden werden. Dann ist es über eine dedizierte App möglich, das Streaming-Modul anzusteuern. Mittels diesem erhält man zum einen Zugriff auf onlinebasierte Musikdienste (wie Spotify, Tidal, qobuz etc.), zum anderen kann man auch Dateien wiedergeben, die auf dem Smartphone, auf PCs und Notebooks oder auf NAS-Systemen/Home Servern abgelegt sind. Zudem ist es einfach möglich, den AV-Receiver oder AV-Verstärker in ein bestehendes Multiroom-System zu integrieren. Achtung: Es gibt herstellerspezifische Systeme (Yamaha Music Cast, Heos/Denon&Marantz oder Bluesound/NAD), die untereinander nicht kompatibel sind. Hier kann man nur im jeweiligen eigenen „Universum“ Mehrraum-Systeme erstellen (z.B. alle MusicCast-Devices, alle Heos-Geräte). Dann gibt es herstellerübergreifende Systeme wie Google Chromecast, Apple AirPlay 2 oder DTS Play-Fi. Hier kann man auch Geräte unterschiedlicher Anbieter miteinander kombinieren.
Hi-Res-Audio-Fähigkeit
Mittlerweile Standard bei AV-Verstärkern/Receivern. Unter Hi-Res-Audiodateien im engeren Sinne versteht man Stereo-Dateien in bis zu 384 kHz/32- Bit (PCM) beziehungsweise in bis zu 11,2 MHz (DSD, Direct Stream Digital). Diese kann man sich im Internet herunterladen und auf einem NAS-System, einem Home Server oder auf einem USB-Stick speichern. Auch Streaming von Online-Musikdiensten (Tidal oder qobuz z.B.) ist in Hi-res-Qualität möglich. Hier muss man aber im Einzelfall aufpassen. Denn wer Tidal Master Quality-Files anhören möchte, braucht im AV-Receiver/Verstärker ein Streaming-Modul, das MQA unterstützt. Das ist aktuell leider meist nicht der Fall, Ausnahme sind verschiedene NAD-Geräte, die ein BluOS-Dongle besitzen. Praktisch immer werden PCM bis 192 kHz/24-Bit und DSD bis DSD 5,6 MHz unterstützt. Öfters auch DSD bis 11,2 MHz und PCM bis 384 kHz/32-Bit. Welchen Vorzug haben Hi-Res-Audiodateien in der Praxis? Durch den deutlich erweiterten Dynamikumfang ist ein brillanterer, detailreicherer Klang möglich. Wichtig in diesem Zusammenhang ist natürlich, dass auch entsprechend gute Lautsprecher verwendet werden.
Durchdachtes Bedienkonzept
Leider nicht selbstverständlich, gerade kleinere Firmen lassen hier Defizite erkennen. Wenn man selbst etwas erfahren ist, gar kein Problem. Möchte man aber als Anwender mit eher wenig praktischer Erfahrung sein neues Gerät konfigurieren, sollte man auf ein einfaches Ersteinrichtungs- und Bedienkonzept achten. Große Anbieter, allen voran Denon und Marantz, bieten einen Einrichtungsassistenten, der den Anwender durch jeden Schritt der ersten Einrichtung begleitet. So ist es in übersichtlichen Schritten möglich, den AV-Receiver oder AV-Verstärker einzurichten. Die automatische Einmessung der verwendeten Lautsprecher ist meist ebenfalls im Prozess der ersten Einrichtung enthalten. Dank übersichtlicher On Screen Menüs und ebenso übersichtlichen Fernbedienungen ist auch die Handhabung im Alltag nach der ersten Einrichtung einfach.
Fazit
Wie Sie sehen, ist es ganz einfach, zu überprüfen, ob der eigene AV-Verstärker-/Receiver noch dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Entscheidend ist natürlich auch, welche Prioritäten man selbst setzt. Nutzt man 3D-Audio) Ist Hi-Res-Audio vielleicht interessant) Schaue ich lieber Ultra HD Blu-rays und Blu-rays oder streame ich Filme ausschließlich? Danach richtet es sich auch, ob ein Neukauf ansteht oder man das bisherige Modell weiter verwenden kann. Eines sollte jedoch klar sein. Neue AV-Verstärker und -Receiver haben natürlich auch leistungsfähigere DSP-Prozessoren mit mehr Rechenleistung, präzisere Digital-Analog-Konverter und ein ausgeklügelteres thermisches Management. Auch nur unter dem Aspekt der akustischen Optimierung sind neue Modelle auch oft die richtige Wahl.