Gaming am TV – Worauf Sie beim Kauf eines Fernsehers für ein optimales Spiele-Erlebnis achten müssen
Früher ein heiß diskutiertes Thema, heute Alltag: Gaming und Videospiele haben sich längst als beliebter Zeitvertreib in unserer Gesellschaft etabliert und übertreffen, was den globalen Umsatz anbelangt, andere Entertainment-Industriezweige um ein Vielfaches. Während ein Teil der Hobby-Spieler am Smartphone zockt, ist für andere ein eindrucksvolles und qualitativ hochwertiges Spiele-Erlebnis am großen Bildschirm das A&O. Doch welche Voraussetzungen muss ein Fernseher erfüllen, um dem anspruchsvollen Gaming-Enthusiasten gerecht zu werden? Wir geben in diesem Special Auskunft über die Videospiel-Kompetenzen der einzelnen Hersteller und klären, was hinter Begriffen wie G-Sync, FreeSync, VRR und ALLM steckt und welche Vorteile diese Technologien bieten.
Input Lag - eines der wichtigsten Kriterien
Neben einer hohen visuellen Performance in Ultra HD-Auflösung steht die Reaktionszeit des Fernsehers an erster Stelle. Der sogenannte „Input Lag“, also die Verzögerung, die der Fernseher von der Eingabe eines Befehls am Spiele-Controller bzw. der Maus und Tastatur bis hin zur Darstellung am Bildschirm benötigt, muss möglichst gering sein. Je geringer diese Latenz ausfällt, umso realistischer ist das Spiele-Erlebnis und umso präziser und schneller können Gamer reagieren. Natürlich hängt der Anspruch an eine möglichst geringe Latenz vom jeweiligen Spiel ab, bei einem Ego-Shooter und bei Multiplayer-Spielen ist ein niedriger Input Lag wichtiger als bei einer Aufbau- oder Management-Simulation, dennoch sollte er in jedem Fall so niedrig wie möglich sein.
Hohe Bildwiederholrate für ein flüssiges Spielerlebnis
Ebenfalls wichtig für ein authentisches und angenehmes Spielerlebnis ist die Bildwiederholfrequenz. Mindestens 60 Bilder pro Sekunde sollte sie betragen, Gaming-Enthusiasten bevorzugen hier allerdings 100 Hz und mehr. Bei PC-Monitoren haben sich 120 und 144 Hz etabliert, es gibt sogar schon Bildschirme mit über 200 Hz. Im TV-Bereich bieten viele Hersteller, zumindest im Premium-Segment, Panels mit nativen Bildwiederholfrequenzen von 100 Hz an, vereinzelt gibt es auch Geräte mit 120 Hz. In günstigeren Preisklassen wird, um hohe Bildwiedeholraten zu erreichen, zwischen zwei Einzelbildern ein weiteres Zwischenbild eingefügt, um den Verlauf gleichmäßiger erscheinen zu lassen – das allerdings wirkt sich negativ auf die Latenzzeit aus.
FreeSync, G-Sync, VRR & ALLM
Mithilfe spezieller Technologien ist es möglich, ein enorm ruhiges und angenehmes Bild darzustellen, ohne dass auf Bildwiederholfrequenzen von über 100 Hz zurückgegriffen werden muss. Für ein absolut ruckelfreies Bild bieten sich, sofern es das TV-Gerät unterstützt, die Technologien G-Sync von NVIDIA sowie FreeSync von AMD an, die inzwischen auch teilweise untereinander kompatibel sind. Neben der Integration der Technologie im TV ist auch eine Grafikkarte von NVIDIA und AMD notwendig.
G-Sync und FreeSync setzen auf das VRR-Verfahren. VRR steht für „Variable Refresh Rate“, dabei werden schlichtweg die Bildwiederholraten des TV-Gerätes mit der Geschwindigkeit, in der die Grafikkarte die Bilddaten ausgibt, synchronisiert. So ergibt sich ein sehr ruhiges Bild ohne Ruckeln, Stottern oder „Tearing“ (Objektkanten verschwimmen und zittern bei schnellen Bewegungen). Trotz der sich stets verändernden Renderzeit, also die Zeit, die die Grafikkarte für die Ausgabe eines fertigen Bildes benötigt, ist der Bildstand ruhig und Bewegungen gelingen sehr geschmeidig. Insgesamt wirkt sich die Synchronisierung sehr positiv auf die Bewegungsschärfe und den gesamten Bildeindruck aus. TV-Geräte, ebenso wie PC-Monitore, unterstützen dabei stets eine bestimmte Bandbreite an Bildwiederholraten, z.B. 30 bis 120 Hz.
Einer der ersten Hersteller, der eine dieser Technologien in die eigenen Fernseher implementert hat, war Samsung. Schon das Flaggschiff aus 2018 (Q9FN) beherrschte die AMD FreeSync-Technologie und in den jüngeren Generationen wurde die Kompatibilität nur ausgebaut. Generell bieten die QLED-Modelle von Samsung auch einen geringen Input Lag und können mit einer hohen Blickwinkelstabilität bei Gamern punkten. Die Eingabeverzögerung haben mittlerweile alle großen Hersteller, zumindest bei den Premium-Geräten, im Griff. Sony hatte hier anfangs ein wenig Schwierigkeiten, inzwischen sind die aktuellen Geräte aber auch diesbezüglich empfehlenswert. Panasonic unterstützt zwar weder G-Sync noch FreeSync, ist aber kompatibel zu ALLM. Hierbei handelt es sich um den „Auto Low Latency Mode“, einer HDMI-Funktion, die im HDMI 2.1-Standard definiert ist. Dabei werden sowohl die Quelle, z.B. eine Xbox One X, als auch das Bildwiedergabegerät automatisch in den Modus mit der niedrigsten Latenz geschalten, ohne dass der Anwender durch komplizierte Menüs navigieren muss. Die ALLM-Funktion wird unter anderem auch von allen HDCP 2.2-kompatiblen Denon AV-Receivern unterstützt, so kann auch der AVR problemlos eingebunden werden.
Gute Gaming-Eigenschaften auf Knopfdruck
Alle genannten Hersteller statten ihre hochwertigen Geräte, z.B. bei Samsung alle QLED-Modelle, mit einem Gaming-spezifischen Modus aus. Dieser kann als eigenes Bild-Preset integriert sein, oder aber man wählt ein entsprechendes Bildfeld aus und aktiviert dann zusätzlich den Game Modus. Der Game Mode nimmt Einfluss auf die visuelle Darstellung und optimiert einzelne Parameter für ein authentisches, verzögerungsfreies Spiele-Erlebnis. Samsung bietet hier zusätzliche Möglichkeiten, so kann man einen speziellen Dynamik-Modus aktivieren, um z.B. in Multiplayer-Shootern Gegner, die sich in schattigen Bereichen verstecken, besser zu erkennen.
Muss es Ultra HD sein?
FullHD kann beim Gaming als klarer Standard angesehen werden. Selbst Grafikkarten der Einstiegsklasse sind inzwischen in der Lage, aktuelle Spiele in guter Qualität in 1080p-Auflösung anzuzeigen. Wer auf hohe Bildwiederholraten Wert legt, muss allerdings auch bei der FullHD-Auflösung auf Grafik-Hardware der Mittelklasse zurückgreifen. Etabliert hat sich bei dedizierten PC-Monitoren inzwischen auch der WQHD-Standard. Die Auflösung liegt mit 2.560 x 1.440 Pixel zwischen FullHD und 4K, WQHD TV-Geräte gibt es allerdings nicht, so dass man hier zur höheren 4K-Auflösung greifen sollte. Aktuelle Spielekonsolen, wie z.B. eine PS 4 Pro, sind neben gutem 4K-Scaling bereits in der Lage, selbst grafisch anspruchsvolle Spiele in Ultra HD-Auflösung nativ anzuzeigen, allerdings muss man sich in der Regel noch mit 30 Bildern pro Sekunde zufriedengeben. Die kommende Generation der Spielekonsolen, die voraussichtlich im Herbst 2020 im Handel erscheinen wird, ist bereits auf vollwertiges 4K Ultra HD-Gaming ausgelegt. Auch am Computer wird Gaming in 4K immer verbreiteter, auch wenn die Komponenten noch recht teuer sind. Wir empfehlen in jedem Fall auf einen hochwertigen Ultra HD-TV oder gar 8K TV mit exzellentem Scaling zu setzen. Hinweis für High-End Gamer: Wer bereits über überdurchschnittlich leistungsfähige Hardware verfügt, die 4K-Auflösung mit hohen Bildwiederholraten kombiniert, muss beim Kauf besonders aufpassen. Nur wenige TV-Geräte der aktuellen Generation (2020) sind in der Lage, 4K HDR-Inhalte mit über 60 Bildern pro Sekunde darzustellen.
HDR-Gaming
Ein weiterer, triftiger Grund, weshalb wir keine FullHD-Geräte mehr empfehlen, ist HDR. Auch wenn es bei der aktuellen Konsolengeneration noch nicht für ein 4K-Rendering mit hohen Bildwiederholraten reicht, so unterstützen bereits viele Spiele „High Dynamic Range“. In Kombination mit einem hochwertigen TV-Gerät schöpft man so das volle Potential im Bereich Auflösung, Kontrast, Schwarzwert und Farbumfang aus.
Fazit
Eine exzellente visuelle Performance steht beim Kauf eines TV-Geräts für alle Anwender an erster Stelle. Gamer und Spiele-Enthusiasten achten beim Kauf aber auf weitere essentielle Parameter. Insbesondere eine geringe Latenzzeit (Input Lag) und ein Panel mit einer hohen Bildwiederholfrequenz garantieren ein ausgezeichnetes Spiele-Erlebnis, im Idealfall bietet der Fernseher per integriertem Game Modus eine Anpassung aller wichtigen Optionen auf Knopfdruck. Einige Hersteller, wie z.B. Samsung, bieten darüber hinaus Kompatibilität zu variablen Bildwiederholraten und fortschrittlichen Technologien wie AMD FreeSync.
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